Der Einfluss sensorischer Charakteristika des "Flash" auf den visuellen und haptischen "Flash Lag"-Effekt - Forschungsdaten zur Studie von 2012/13.

Kognitive Psychologie

Autor*innen / Ersteller*innen



Abstract

Wenn ein kurzer Lichtreiz an der selben Stelle erscheint, an der sich ein anderes sichtbares Objekt gerade vorbei bewegt, dann sehen Versuchspersonen (Vpn) das bewegte Objekt trotzdem weiter vorne. Ähnlich zu diesem visuellen "Flash Lag"-Effekt (FLE) wurde ein haptischer FLE berichtet, bei dem Vpn eine Hand bewegen und diese bewegte Hand während einer kurzen Vibration als weiter vorne wahrnehmen als eine stationäre Hand. In zwei Experimenten wurde hier der haptische FLE weiter untersucht. Zuerst verglichen wir isosensorische visuelle und haptische Bedingungen, bei denen der kurze Reiz und das bewegte Objekt jeweils in einer Modalität präsentiert wurden, sowie bisensorische Bedingungen, bei denen das bewegte Objekt gleichzeitig visuell und haptisch präsentiert wurde, aber der kurze Reiz immer nur in einer Modalität. Hier sollten die Beiträge der Modalitäten von kurzem Reiz und von den Objekten zum FLE dissoziiert werden. Ein FLE war zu beobachten, wenn ein visueller kurzer Reiz gegeben wurde, aber nicht bei einem haptischen kurzen Reiz. Die Modalität des bewegten Objektes spielte keine Rolle, so dass Unterschiede zwischen haptischem und visuellem FLE komplett auf sensorische Charakteristika des kurzen Reizes zurückgeführt werden konnten. Das zweite Experiment bestätigte die wichtige Rolle der Charakteristika des kurzen Reizes. Ein haptischer FLE zeigte sich, wenn ein nicht so intensiver kurzer Reiz gegeben wurde, besonders bei geringer Dauer des kurzen Reizes. Ähnliche Befunde gibt es bereits für den visuellen FLE. Insgesamt unterstreichen diese Daten die hohe Relevanz sensorischer Charakteristika des kurzen Reizes für den FLE und stützen damit eine Erklärung des FLE durch die "Temporal Sampling"-Hypothese, gemäß der der kurze Reiz einen supramodalen höheren Prozess der Positionsbeurteilung anstößt, dessen Startzeitpunkt von der Verarbeitung des kurzen Reizes abhängt.

Persistent Identifier

https://doi.org/10.5160/psychdata.dgkt13ei29

Jahr der Publikation

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft: CRC/ TRR 135, Projekt A5 (Knut Drewing)

Zitierung

Drewing, K., Hitzel, E. & Scocchia, L. (2017). Der Einfluss sensorischer Charakteristika des "Flash" auf den visuellen und haptischen "Flash Lag"-Effekt - Forschungsdaten zur Studie von 2012/13. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.dgkt13ei29

Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

Die Ausgangshypothese der Studie bildet die "Temporal Sampling"-Hypothese des FLE, gemäß der der kurze Reiz im FLE-Paradigma einen supramodalen höheren Prozess der Positionsbeurteilung anstößt, dessen Startzeitpunkt von der Verarbeitungszeit des kurzen Reizes abhängt. Daraus ergibt sich die Hypothese einer hohen Relevanz der sensorischen Charakteristika des kurzen Reizes für das Ausmaß des FLE, und dass eine längere Verarbeitungszeit des kurzen Reizes mit einem größeren FLE einhergeht. Diese Hypothesen haben wir hinsichtlich der Modalität des kurzen Reizes (Experiment 1) sowie hinsichtlich der Dauer und Intensität des kurzen Reizes beim haptischen FLE (Experiment 2) untersucht.

Forschungsdesign:

Experimentelles Design, Laborexperiment; mehrmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Experiment 1: Während Vpn periodische Hin- und Herbewegungen beobachten (visuelles Objekt) oder mit ihrer rechten Hand (haptisches Objekt) ausführen, wird ein kurzer Reiz (=Flash) auf dem bewegten Objekt präsentiert, und zwar in der 3. oder 5. Teilbewegung. Unterhalb des Bewegungskorridors befand sich ein stationäres Objekt, und Vpn beurteilten, ob das bewegte Objekt rechts oder links vom stationären Objekt war, als der kurze Reiz gegeben wurde. Innerhalb jeder Vpn wurden vier Bedingungen realisiert: Variiert wurden die sensorische Modalität des kurzen Reizes (visuell vs. haptisch) und die sensorischen Modalitäten von bewegtem und stationärem Objekt (selbe Modalität wie kurzer Reiz oder beide Modalitäten, visuell und haptisch, gleichzeitig). Der kurze Reiz startete während das bewegte Objekt an einer von sieben Positionen relativ zum stationären war: -99, -66, -33, 0, 33, 66, 99 mm; die Hin- und Herbewegung startete rechts oder links. In jedem Experimentalblock wurde für eine einzelne experimentelle Bedingung jede Kombination von Startposition der Bewegung (2), Position des kurzen Reizes (7) und Teilbewegung mit kurzem Reiz (2) zweimal präsentiert (2*7*2*2 = 56 Durchgänge in zufälliger Reihenfolge). Es gab 3 Blöcke je Experimentalbedingung mit kurzen Pausen dazwischen. Die Reihenfolge der Experimentalbedingungen war gemäß Lateinischem Quadrat zwischen Vpn balanciert. Das Experiment wurde in 2 Sitzungen je 2.5 h durchgeführt; zu Beginn jeder Sitzung wurde die Hin- und Herbewegung geübt; zu Beginn der ersten Sitzungen wurden 56 aktive Bewegungen der Vpn aufgezeichnet, die später als visuelle Bedingungen wiedergegeben wurden.
Für jede Experimentalbedingung und jede Startposition des kurzen Reizes wurde individuell bestimmt wie oft das bewegte Objekt "vor" dem stationären wahrgenommen wurde. An diese Daten wurden kumulative Gaussfunktionen gemäß MLE-Methode angepasst. Der Mittelwert der Funktion schätzt dann die Position des bewegten Objektes, die als gleich zum stationären Objekt wahrgenommen wird und der Dispersionsparameter schätzt die Urteilsgenauigkeit.

Experiment 2: Kurzer Reiz und beide Objekte waren immer haptisch. Intensität (1.5 vs. 3.0 N) und Dauer des kurzen Reizes wurden innerhalb der Vpn variiert; der kurze Reiz konnte während der 2., 3., 4. oder 5. Teilbewegung gegeben werden. Jede Kombination von Experimentalbedingung, Position des kurzen Reizes, Startposition der Bewegung, Teilbewegung und bewegtem Finger (links vs. rechts) wurde einmal pro Sitzung präsentiert, insgesamt gab es 2 Sitzungen mit je 3.5 Stunden. Welcher Finger bewegt wurde wechselte alle 56 Durchgänge; ansonsten war die Reihenfolge der Durchgänge komplett randomisiert.

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters

Population:

Studierende der Psychologie; junge Erwachsene

Erhebungszeitraum:

Experiment 1: 2 Sitzungen von je 2.5 h innerhalb einer Woche
Experiment 2: 2 Sitzungen von je 3.5 h innerhalb einer Woche

Stichprobe:

Anfallende Stichprobe

Geschlechtsverteilung:

76 % weibliche Probanden
24 % männliche Probanden


Altersverteilung: 20-27 Jahre

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland/Hessen/Gießen

Probandenrekrutierung:

Anwerbung per E-Mail über Verteiler für Studierende der Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Stichprobengröße:

Experiment 1: 8 Individuen; Experiment 2: 9 (+2) Individuen

Rücklauf/Ausfall:

Experiment 2: Daten von 2 Versuchspersonen (oben: +2) wurden in der endgültigen Analyse entfernt, da die Urteilsgenauigkeit in mindestens einer der 4 Bedingungen als Ausreißer nach oben gewertet wurde (JND lag 2.5 Standardabweichungen über Durchschnitt der Stichprobe; Ausreißer-Vpn wurden sukzessive bestimmt)

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