Freiburger Beschwerdenliste FBL. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1993.

Klinische Psychologie

Autor*innen / Ersteller*innen

Abstract

Die Freiburger Beschwerdenliste FBL ist ein Fragebogen zur Erfassung körperlicher Beschwerden bei Jugendlichen und Erwachsenen (von 16 Jahren bis ins hohe Alter). Die aktuellen bzw. situativ bedingten sowie die chronisch-habituellen Körperbeschwerden sind nach funktionellen Syndromen bzw. Organsystemen gegliedert. Der aus den Items gebildete Summenwert ist ein Index der körperlichen Beschwerdenneigung (Klagsamkeit).
Die Skalenbezeichnungen sind: Allgemeinbefinden, Emotionale Reaktivität, Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Kopf-Hals-Reizsyndrom, Anspannung, Sensorik, Schmerz, Motorik, Haut, sowie Beschwerden-Summe.
Die FBL wurde durch wiederholte Item- und Faktorenanalysen aus einer Zusammenstellung von ursprünglich 230 Fragen entwickelt und anschließend auf 78 Items in 10 Skalen zuzüglich der Beschwerdensumme reduziert. In diesen Analysen zeigte sich, dass die Beantwortung nach "Häufigkeit" bzw. "Intensität" der Beschwerden zu strukturell weitgehend äquivalenten Lösungen führte. Diese erste Version der Freiburger Beschwerdenliste wurde an einer breit streuenden Auswahl von 330 Gesunden und Patienten sowie an einer relativ homogenen Gruppe von 400 Studenten überprüft, und die Zusammenhänge mit anamnestischen und anderen klinischen Kriterien wurden beschrieben (Fahrenberg, 1966, 1975; Hampel & Fahrenberg, 1982).
Im Jahr 1993 wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) eine repräsentative Erhebung (N=2070) unternommen, um die FBL testmethodisch zu überprüfen, zu rekonstruieren und zu normieren (Fahrenberg, 1994). Diese statistischen Analysen mittels Clusteranalysen und Faktorenanalysen bestätigten vier der 10 Skalen in befriedigender Weise, legten jedoch für die anderen Skalen eine modifizierte Itemselektion nahe. Es wurde eine Skala "Müdigkeit" neu gebildet und die Items der Skala Motorik z. T auf die Skalen Anspannung verteilt bzw. eliminiert. Die 4 Skalen Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Emotionale Reaktivität und Sensorik sind in beiden Versionen identisch. Die revidierte FBL-R ist der bisherigen FBL-G testmethodisch überlegen. Als FBL-G wird jedoch auch die ursprüngliche Fassung mit 10 Skalen und 78 Items weitergeführt, damit Vergleiche mit früheren Untersuchungen möglich bleiben. Der Fragebogen enthält 80 Items, so dass sowohl die Skalenwerte der FBL-R als auch der FBL-G ausgewertet werden können.
FBL-R ist die revidierte Version der FBL mit 71 Items in 9 Skalen:
Allgemeinbeschwerden (8 Items), Müdigkeit (7 Items), Herz-Kreislauf-Beschwerden (8 Items), Magen-Darm-Beschwerden (8 Items), Kopf-Hals-Reizsyndrom (8 Items), Anspannung (8 Items), Emotionale Reaktivität (8 Items), Schmerzen (8 Items), Sensorik (8 Items) und Beschwerdensumme (aus den 71 Items).
Die Repräsentativerhebung wurde genutzt, um über die FBL hinaus soziodemographisch und psychologisch interessante Daten zu gewinnen. Der Fragebogen enthielt nach dem Block der 80 FBL-Items Fragen zu den Bereichen berufliche Belastung, Lebenszufriedenheit, Risikofaktoren, Arztbesuchen, Medikamenteneinnahme, Psychotherapie u.a.
Die FBL-R kann in der Persönlichkeitsforschung zum Assessment der individuellen Neigung zu Beschwerden sowie in der klinisch-psychologischen Diagnostik eingesetzt werden: für Aufgaben des Screenings, der Diagnostik, Indikation und Bewährungskontrolle im Bereich von Psychotherapie, Rehabilitation und Gesundheitspsychologie sowie Arbeitspsychologie. Körperliche Beschwerden beeinträchtigen auch die allgemeine Lebenszufriedenheit.

Persistent Identifier

https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn93fr19

Jahr der Publikation

Förderung

Zitierung

Fahrenberg, J. (2010). Freiburger Beschwerdenliste FBL. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1993. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn93fr19
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Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

Die Erhebung beabsichtigte keine ausdrückliche Prüfung von Hypothesen, doch wurde erwartet, dass sich die 10 Skalen des Fragebogens in einem repräsentativ erhobenen Datensatz rekonstruieren lassen.

Forschungsdesign:

Normiertes Testverfahren; einmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Theoretische Grundlage
Körperliche Beschwerden sind multi-referentielle Konstruktionen, bei deren Entwicklung außer den eigenen Körperempfindungen auch populärmedizinisches Wissen und Kausaldeutungen mitspielen. Die FBL basiert auf solchen Konzepten, die bevölkerungsrepräsentativ erhoben und konstruiert wurden. Die FBL bildet kein medizinisch bzw. pathophysiologisch orientiertes Beschreibungssystem, sondern ein testmethodisch standardisiertes und normiertes Selbstbeurteilungs-Verfahren.
Die FBL bezieht sich auf ein relativ breites Spektrum körperlicher Beschwerden und Befindensstörungen, d. h. keine einseitige oder von sehr speziellen Konzepten (z. B. "somatoformen" Störungen) geleitete Vorauswahl.
Für die Rekonstruktion der FBL wurde der gesamte Datensatz (N=2070) verwendet. Die Analysen wurden mit den entsprechenden Programmen aus dem SAS/STAT (SAS Institute Inc.) und aus FREISTAT (Dipl. Math. F. Foerster) sowie das MicroCAT Testing System (Assessment Systems Corporation) durchgeführt. Generell wurden keine fehlenden Daten ersetzt, sondern je nach Analyse mit dem reduzierten Personenzahl (paarweiser Ausschluss) gearbeitet.

Ergebnisse der Rekonstruktion
In den Faktorenanalysen der 78 Items konnten vor allem die Skalen Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Kopf-Hals-Reizsyndrom, Schmerz und Sensorik relativ gut reproduziert werden. Unzureichend abgegrenzt waren die Items von FBL- EMO (Emotionale Reaktivität), FBL-MOT (Motorik) und FBL-HAU (Haut). Dagegen stimmte die Clusteranalyse der 78 Items wesentlich besser mit der bisherigen Item-Skalen-Zuordnung überein. Nur sieben Items werden anderen Clustern zugeordnet als der Itemschlüssel erwarten ließ. Betroffen sind Items der Skala FBL-AN (Anspannung) und andere Items, die globale Beschwerden und Beeinträchtigungen des Befindens ausmachen. Unter Einschluss zwei neuer Items 79 und 80 kann eine inhaltlich prägnantere Strukturierung des Bereichs Allgemeinbeschwerden in zwei Skalen erreicht werden: Allgemeinbeschwerden mit einem breiteren Spektrum von Beschwerdeninhalten und eine neue Skala Müdigkeit.

Aufbau des Fragebogens
Durch die 80 Items dieses Fragebogens werden 10 bzw. 9 Bereiche körperlicher Beschwerden erfasst sowie jeweils eine Beschwerdensumme
(1) Allgemeinbeschwerden (8 Items)
(2) Müdigkeit (7 Items)
(3) Herz-Kreislauf-Beschwerden (8 Items)
(4) Magen-Darm-Beschwerden (8 Items)
(5) Kopf-Hals-Reizsyndrom (8 Items)
(6) Anspannung (8 Items)
(7) Emotionale Reaktivität (8 Items)
(8) Schmerzen (8 Items)
(9) Sensorik (8 Items)
Für die Antwort sind 5-stufige Skalen vorgegeben, die Aussagen über die Häufigkeit der Beschwerde verlangen: "fast täglich", "etwa 3x in der Woche", "etwa 2x im Monat", "etwa 2x im Jahr", "nie".
Die FBL kann anhand der Anleitung im Testmanual und der Normen ausgewertet werden, verlangt jedoch für eine adäquate Interpretation weitere Informationen über die untersuchte Person (siehe Testmanual).
Die an der Normierungsstichprobe berechneten Konsistenzkoeffizienten (Cronbach's Alpha) der FBL-R Skalen liegen zwischen .73 (Allgemeinbefinden) und .90 (Herz-Kreislauf) sowie .95 (Beschwerdensumme). Bei den FBL-G Skalen liegen die Konsistenzkoeffizienten zwischen .73 (Haut) und .90 (Herz-Kreislauf) sowie .95 (Beschwerdensumme). Stabilitätskoeffizienten der FBL-G sind in der Handanweisung enthalten. Die Skalenwerte weisen untereinander Korrelationen mittlerer Größenordnung auf.

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters

Population:

Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (alte und neue Bundesländer) im Alter von 16 und mehr Jahren

Erhebungszeitraum:

Stichprobe:

Quotenstichprobe

Geschlechtsverteilung:

53,2% weibliche Probanden (n=1101)

46,8% männliche Probanden (n=969)

 

Altersverteilung: 13-24 Jahre

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland

Probandenrekrutierung:

Die Erhebung erfolgte repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren nach dem Quoten-Auswahlverfahren, wobei Bundesland, Regierungsbezirk, Ortsgröße, Geschlecht, Alter, Berufstätigkeit und Berufsstellung berücksichtigt wurden. Es wurden etwa 500 Befragungsaufträge für jeweils fünf Interviews auf Bundesländer und Regierungsbezirke nach 6 Ortsgrößenklassen verteilt. Innerhalb dieser regionalen Einheiten wurden dem Interviewer das Geschlecht in Kombination mit dem Alter sowie die Beteiligung am Erwerbsleben in Kombination mit dem Geschlecht und den verschiedenen Berufskreisen vorgegeben.
In den neuen Bundesländern wurden nach dem Erhebungsplan des IfD disproportional wesentlich mehr Personen befragt, um eine hinreichende Tiefe zu erreichen. Deshalb müsste, falls generalisierende Aussagen über die Bevölkerung der gesamten Bundesrepublik angestrebt werden, eine Gewichtung von etwa 80:20 für die Bevölkerung im Westen (N=1017) und im Osten (N=1024) vorgenommen werden. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Teilstichproben sind jedoch – von den soziodemographischen Merkmalen – geringfügig, so dass bei der Konstruktion des Fragebogens auf eine solche Gewichtung verzichtet werden kann.
Die Erhebung wurde im Herbst 1993 in Verbindung mit der üblichen Mehr-Themen-Umfrage vorgenommen. Am Schluss des Interviews wurde der Fragebogen übergeben. Er trug dieselbe Nummer wie das Interview, so dass beides zwar anonym, aber später verknüpfbar blieb. Grundsätzlich sollte die FBL in Anwesenheit des Interviewers ausgefüllt werden, weil dies der üblichen FBL-Testbedingung entspricht. Nur für den Fall, dass dies abgelehnt wurde, war der Fragebogen vom Interviewer später abzuholen oder bei Zeitmangel an das IfD zu schicken. Der Interviewer ist für jeden Fragebogen, der in seinem Beisein ausgefüllt oder später von ihm abgeholt wurde, zusätzlich honoriert worden.

Stichprobengröße:

2070 Individuen

Rücklauf/Ausfall:

In der Erhebung konnten bei insgesamt 2210 Interviews 2129 Fragebogen gewonnen werden, von denen 45 Fragebogen wegen großer Lücken aussortiert wurden. Unter den verbleibenden 2084 Fragebogen waren 229 mit einer fehlenden Antwort (bezogen auf die 78 FBL Items), 65 mit zwei fehlenden Antworten, 23 mit drei, 14 mit vier oder mehr fehlenden Antworten. Als maximal zulässig wurden hier drei fehlende Antworten (ca. 4 % missing data) angesehen. In 176 der 2070 verbleibenden Fragebogen blieben mehrere der zusätzlichen Fragen nach Zufriedenheitsaspekten, Arztbesuch, Medikamenten unbeantwortet. Diese Fragebogen wurden nicht eliminiert (siehe Testmanual). Für 2041 der 2070 Fragebogen war die Zuordnung zu den IfD-Daten möglich; die restlichen 29 Fragebogen sind Nachzügler, die jedoch für die FBL-Analysen verwendet wurden.

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