Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1999.

Persönlichkeitspsychologie

Autor*innen / Ersteller*innen



Abstract

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R ist ein Persönlichkeitsinventar für Jugendliche und Erwachsene (von 16 Jahren bis ins hohe Alter). Es kann allgemein zum Assessment von Persönlichkeitsmerkmalen und im Rahmen der klinischen Diagnostik eingesetzt werden. Durch die 138 Items dieses Fragebogens werden 12 Persönlichkeitsmerkmale erfasst: Lebenszufriedenheit, Soziale Orientierung, Leistungsorientierung, Gehemmtheit, Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, Körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen und Offenheit sowie die beiden Sekundärfaktoren (im Sinne Eysencks) Extraversion und Emotionalität (Neurotizismus).
Die Testentwicklung ist in den Testmanualen (1. Auflage, 1970, bis 8. Auflage, 2010) ausführlich dargestellt. Die erste repräsentative Normierung wurde 1982 durchgeführt, konnte sich damals aber nur auf die alten Bundesländer beziehen. Im Sinne der notwendigen Qualitätskontrolle wurde deshalb im Jahr 1999 eine neue Normierung durchgeführt. Diese sollte auch die neuen Bundesländer umfassen und prüfen, in wie weit sich die Normen im Zeitraum von 1982 bis 1999, d. h. über 17 Jahre geändert haben. Anstelle der wünschenswerten Kohortenstudie konnten praktisch nur zwei Querschnitte verglichen werden. In der neuen Untersuchung konnten sowohl testmethodische Eigenschaften (u.a. die Reliabilitäten) als auch die Struktur der Skalen überprüft werden.
Zusammenfassend ist als Ergebnis der Qualitätskontrolle festzustellen, dass die Struktur der FPI-Skalen und die Normierung der Testwerte in einer unerwartet deutlichen Weise reproduziert werden konnten.

Die vom Institut für Demoskopie, Allensbach, (IfD) durchgeführte Repräsentativerhebung wurde wieder genutzt, um über das FPI hinaus soziodemographisch und psychologisch interessante Daten zu gewinnen. Der Fragebogen selbst enthält nach dem Block der 138 Items des FPI-R eine gegenüber 1982 modifizierte Liste von Aussagen zu politischen und gesellschaftlichen Themen sowie Fragen zu den Bereichen berufliche Belastung, Lebenszufriedenheit, Risikofaktoren und Gesundheit. Wie in der vorausgegangenen Erhebung sollen die statistischen Analysen dieser Daten Validitätshinweise für bestimmte FPI-R Skalen liefern. Die Planung, Auswertung und Ergebnisdarstellung der neuen Erhebung stehen in einem engen Zusammenhang mit der Erhebung von 1982, deren Primärdaten unter der Kennung fgjn82fr19 archiviert sind.

Drei Bereiche des FPI sind durch Skalenkonstruktionen und bevölkerungsrepräsentative Normierung weiter differenziert worden: mit dem Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren FAF (Hampel & Selg, 1975), der Freiburger Beschwerdenliste FBL-R (Fahrenberg, 1994) und dem Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ (Fahrenberg, Myrtek, Schumacher & Brähler, 2000). Die Primärdaten der FBL-R aufgrund der Repräsentativerhebung von 1993 sind unter der Kennung fgjn93fr19 archiviert, die Primärdaten des FLZ aufgrund der Repräsentativerhebung von 1994 unter der Kennung fgjn94fr12.

Persistent Identifier

https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn99fr19

Jahr der Publikation

Förderung

Zitierung

Fahrenberg, J., Hampel, R. & Selg, H. (2010). Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1999. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn99fr19
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Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

Die Normierung im Jahr 1982 ist in der neuen Erhebung 1999 befriedigend reproduzierbar, die u.U. auftretenden Unterschiede haben eine nur geringe Effektstärke.
Die Skalen des FPI-R sind befriedigend reproduzierbar, d.h. die Struktur und die teststatistischen Kennwerte stimmen in den wichtigsten Aspekten überein.

Forschungsdesign:

Normiertes Testverfahren; einmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Multistrategische Konstruktion
Die Skalenentwicklung des FPI-R ist hypothetisch-deduktiv mit der entschiedenen Auswahl von Persönlichkeitseigenschaften für bestimmte Forschungs- und Praxisbereiche und empirisch-induktiv mit den verwendeten Faktoren- und Clusteranalysen. Der Ansatz ist eigenschaftstheoretisch, und dieses Persönlichkeitsinventar soll als Beschreibungssystem mittlerer Bandbreite für verschiedene differentiell-psychologische Assessmentaufgaben dienen.
An dem 1999 gewonnenem Datensatz wurden – wie zuvor – neben der Faktorenanalyse auch Clusteranalysen nach Wards Verfahren zur Ordnung der Items durchgeführt. Die Rasch-Skalierungen wurden jedoch mit der folgenden Begründung nicht weitergeführt. Diese Modelle machen sehr einschränkende Voraussetzungen, die aber in ihren z.T. unerwünschten und sogar negativen Konsequenzen für die facettenreichen Persönlichkeitseigenschaften noch nicht hinreichend geklärt sind. Auch die neueren Item-Response-Modelle werden für die Konstruktion von Persönlichkeitsmerkmalen nicht als die „Methode der Wahl“ angesehen vgl. die ausführliche Diskussion im Testmanual der 8. Auflage (2010).
Für die Konstruktion des FPI wurde der gesamte Datensatz (N = 3740) verwendet. Die Analysen erfolgten mit den entsprechenden Programmen aus dem SAS (SAS Institute Inc.) und SPSS, die Faktorenanalysen mit der Principal Components-Methode und Varimax-Rotation, die Clusteranalysen nach Ward mit HGROUP (proc CLUS des SAS, Unähnlichkeitsmaß 1-r). Generell wurden keine fehlenden Daten ersetzt, sondern je nach Analyse mit der reduzierten Personenzahl (paarweiser Ausschluss) gearbeitet. Abweichungen zwischen einzelnen Resultaten können durch Unterschiede der Methoden, der einzelnen Algorithmen (Proc-Anweisungen im SAS bzw. SPSS) und durch Unterschiede der missing-data-Behandlung bedingt sein.

Ergebnisse der Rekonstruktion
Der Vergleich der beiden großen Repräsentativerhebungen von 1982 und 1999 zeigte, dass die Struktur des FPI-R sowie testmethodische Statistiken, Reliabilitätskoeffizienten und sogar die Normwerte sehr gut reproduzierbar sind. Die Gruppierung der Items aufgrund der neuen Faktorenanalysen und Clusteranalysen entspricht sehr weitgehend dem bisherigen Item-Skalen-Schlüssel; einzelne Abweichungen werden im Testmanual diskutiert. Die an der neuen Normierungsstichprobe berechneten Konsistenzkoeffizienten (Cronbach's Alpha) liegen zwischen 0.73 und 0.83. Diese Koeffizienten sind für 12 bzw. 14 Items umfassende Skalen befriedigend. Höhere Koeffizienten würden zwar eine größere Homogenität anzeigen, anderseits auch Redundanz von Item-Inhalten. Stabilitätskoeffizienten liegen aus (nicht-repräsentativen) Studien vor.

Normierung
Die Normierung konnte anhand der für Westdeutschland repräsentativen Stichproben 1982 und 1999 (Teil-Stichprobe) kontrolliert werden. Darüberhinaus sind Trends in den Mittelwerten der FPI-Skalen ein interessanter Befund, der jedoch mangels echter Kohortenstudie vorsichtig interpretiert werden muss. In fünf FPI-R Skalen ergeben sich hoch signifikante (p < 0.001) Veränderungen von 1982 zu 1999: eine Zunahme der Testwerte in den Skalen Lebenszufriedenheit, Aggressivität, Offenheit und um eine Abnahme in den Skalen Soziale Orientierung und Körperliche Beschwerden. Der Mittelwertvergleich ist hier durch die Kontrolle der Einflussgrößen Geschlecht, Alter, Schulabschluss und Einkommensgruppe mit dem Verfahren der matched pairs abzusichern. – Die Effektstärken dieser mittelfristigen Veränderungen sind jedoch gering, d.h. noch nicht einmal als kleine Effektstärken (d = 0.20) zu bezeichnen.

Ost-West-Unterschiede
Beim Vergleich der beiden Datensätze des FPI-R von 1982 und 1999 sind in mehreren soziodemographischen Merkmalen deutliche Unterschiede zu erkennen, die hauptsächlich durch die Erweiterung auf die Bevölkerung der neuen Bundesländer zu erklären sind. Die Ost – West Unterschiede in den FPI-Testwerten weisen nur eine geringe Effektstärke auf. Deswegen wurden die Itemanalysen und Faktorenanalysen an der gesamten Stichprobe durchgeführt und auf eine Reduktion der Stichprobe, um die proportionale Zusammensetzung nach den Quoten der Bundesländer zu erreichen, verzichtet.

Aufbau des Fragebogens
Durch die 138 Items dieses Fragebogens werden 12 Persönlichkeitsmerkmale erfasst: Lebenszufriedenheit, Soziale Orientierung, Leistungsorientierung, Gehemmtheit, Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, Körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen und Offenheit sowie die beiden Sekundärfaktoren (im Sinne Eysencks) Extraversion und Emotionalität (Neurotizismus). Bei den Fragebogenitems handelt es sich um Aussagesätze, zu denen die Zustimmung/Ablehnung erfragt wird ("stimmt"; "stimmt nicht").
Aufgrund von Faktoren- und Itemanalysen wurden aus den 32 Einstellungsitems heuristisch 5 Skalen gebildet: Nationalkonservative, Liberale, Ökologische, Internationalistische und Frauenpolitische Einstellung.

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters

Population:

Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (alte und neue Bundesländer) im Alter von 16 und mehr Jahren.

Erhebungszeitraum:

Stichprobe:

Quotenstichprobe

Geschlechtsverteilung:

53,4% weibliche Probanden (n=1997)
46,6% männliche Probanden (n=1743)


Altersverteilung: 16 Jahre oder älter

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland

Probandenrekrutierung:

Für diese Studie wurden etwa 500 Befragungsaufträge oder Quoten für jeweils fünf Interviews auf Bundesländer und Regierungsbezirke nach 6 Ortsgrößenklassen verteilt. Innerhalb dieser regionalen Einheiten wurden dem Interviewer das Geschlecht in Kombination mit dem Alter sowie die Beteiligung am Erwerbsleben in Kombination mit dem Geschlecht und den verschiedenen Berufskreisen vorgegeben.
Um auch die neuen Bundesländer in hinreichender Tiefe analysieren zu können, wurden diese in der Stichprobe deutlich stärker berücksichtigt, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspricht. Falls bevölkerungsrepräsentative Aussagen für Gesamtdeutschland gewünscht werden, muss diese Disproportionalität über eine Gewichtung aufgehoben werden, bei welcher der Stichprobenanteil der neuen Bundesländer von 44 % auf den tatsächlichen Bevölkerungsanteil von 20% heruntergewichtet wird.

Stichprobengröße:

3740 Individuen

Rücklauf/Ausfall:

Von den insgesamt 4097 Personen, die an den Mehr-Themen-Umfragen von September bis November 1999 teilgenommen haben, füllten 3805 (93 %) den Fragebogen aus. Von diesen Fragebogen wurden 65 (1.7 %) eliminiert: 17 wegen Widersprüchen bei den Angaben zu Geschlecht und Alter zwischen den Fragebogen und dem IfD Datensatz sowie 48 wegen einer zu großen Anzahl fehlender Daten im FPI. In Übereinstimmung mit den im Manual publizierten Empfehlungen sollte ein Fragebogen mit mehr als 7 fehlenden Antworten (5 % von 138 Items) nicht ausgewertet werden. Die Normierungsstichprobe umfasste also N = 3740 Personen.
Die Interviewer hatten notiert, ob das FPI gleich ausgefüllt (63.9%), später ausgefüllt und abgeholt (28.9 %) oder zurückgeschickt wurde (2.1 %, ohne Angabe 5.1 %).

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