Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1994.
Klinische PsychologieAutor*innen / Ersteller*innen
Fahrenberg, JochenMyrtek, Michael
Brähler, Elmar
Schumacher, Jörg
Abstract
Der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ wurde auf der Basis einer 1994 durchgeführten Erhebung bei 2870 Bewohnern der alten und neuen Bundesländer im Alter von 14 bis 92 Jahren rekonstruiert und normiert. Mit insgesamt 70 Items erfasst der FLZ die individuelle Zufriedenheit in 10 Lebensbereichen: (1) Gesundheit, (2) Arbeit und Beruf, (3) Finanzielle Lage, (4) Freizeit, (5) Ehe und Partnerschaft, (6) Beziehung zu den eigenen Kindern, (7) Eigene Person, (8) Sexualität, (9) Freunde, Bekannte, Verwandte, (10) Wohnung. Aus den Skalenwerten wird ein Index der globalen Lebenszufriedenheit gebildet, doch wurden nur die Skalenwerte 1, 3, 4, 7 bis 10 summiert, da bei relativ vielen Personen die Skalen Arbeit und Beruf, Ehe und Partnerschaft sowie Beziehung zu den eigenen Kindern unbeantwortet blieben. Die Skalenwerte des FLZ repräsentieren die individuellen Bewertungen der vergangenen und gegenwärtigen Lebensbedingungen und der Zukunftsperspektive. Die Differenzierung in zehn Bereiche wurde deduktiv vorgenommen und dann faktorenanalytisch in den Selbstbeurteilungen der Durchschnittsbevölkerung belegt.
Der standardisierte Fragebogen ermöglicht es, die individuelle Zufriedenheit in zehn Lebensbereichen zu erfassen und mit bevölkerungsrepräsentativen Normen zu vergleichen. Der FLZ kann in der klinischen Diagnostik und bei anderen Aufgaben des psychologischen Assessment eingesetzt werden, um die globale und die bereichsspezifische Lebenszufriedenheit zu erfassen. Die Lebenszufriedenheit kann unter anderem für das Krankheitserleben und das Krankheitsverhalten sowie für den Rehabilitationsverlauf wichtig sein.
Im Testmanual (Fahrenberg, Myrtek, Schumacher & Brähler, 2000) sind – nach einer theoretischen Übersicht mit neueren Untersuchungsergebnissen – ausführlich die Datenerhebung, die Skalenkonstruktion und weitere Befunde dargestellt. Die vom Unabhängigen Service für Umfragen, Methoden und Analysen Berlin (USUMA) durchgeführte Erhebung enthielt eine Anzahl soziodemographischer und psychologischer Informationen, deren Beziehungen zu den FLZ-Skalen analysiert wurden. Darüber hinaus umfasste das Projekt weitere Fragebogen, deren Ergebnisse im Testmanual und in weiteren Publikationen berichtet wurden.
Die endgültige Fassung des Fragebogens zur Lebenszufriedenheit FLZ war eine Gemeinschaftsarbeit der Forschungsgruppe Psychophysiologie, Psychologisches Institut der Universität Freiburg, und der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig. Vorausgegangen war ein Forschungsprojekt über die psychologische und medizinische Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Patienten (Fahrenberg, Myrtek, Wilk & Kreutel, 1986). Erst die Repräsentativerhebung 1994 (Brähler & Richter, 1995; Schumacher, Laubach & Brähler, 1995, Schumacher, Wilz & Brähler, 1997) schuf die breite empirische Basis für die Überprüfung der Skalenkonstruktion und für die Normierung. Außerdem wurden die zwei Skalen Freunde, Bekannte, Verwandte und Wohnung hinzugefügt (Schumacher et al., 1995).
Die 1986 gewählte Bezeichnung Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ wurde für die Publikation der erweiterten Fassung beibehalten, obwohl es inzwischen einen anderen Fragebogen mit demselben Namen gibt (Henrich & Herschbach, 2000; Herschbach, 1999).
Der vorliegende Datensatz umfasst die Normierungsdaten des FLZ, jedoch nicht die Daten der anderen eingesetzten Erhebungsverfahren.
Persistent Identifier
https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn94fr12Jahr der Publikation
2010Förderung
Zitierung
Fahrenberg, J., Myrtek, M., Brähler, E. & Schumacher, J. (2010). Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ. Primärdaten der Normierungsstichprobe 1994. (Version 2.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.fgjn94fr12Studienbeschreibung
Forschungsfragen/Hypothesen:
Die Prüfung bestimmter Hypothesen war nicht beabsichtigt. An den erweiterten Itempool waren jedoch Erwartungen geknüpft, dass es gelingt, die bisherigen 8 Skalen zu reproduzieren und die 2 zusätzlichen Skalen für die Lebensbereiche Freunde, Bekannte, Verwandte und Wohnung zu entwickeln.
Forschungsdesign:
Normiertes Testverfahren; einmalige Erhebung
Messinstrumente/Apparate:
Erste Methodenstudie Skalenanalyse Validität Erhebungsinstrumentarium Aufbau des Fragebogens
In einer ersten Methodenstudie an Herz-Kreislauf-Patienten während des Rehabilitationsverlaufs waren neben den 56 Items der ursprünglichen FLZ-Form verschiedene andere Verfahren zum Einsatz gekommen (Fahrenberg et al., 1986). Im Anschluss folgten ein ausführliches Interview der Patienten sowie Fremdbeurteilungen durch die Interviewer. Nur die FLZ-Skalen hatten Veränderungen während des Rehabilitationsverfahrens erfasst. Diese Methodenstudie führte zu der Schlussfolgerung, dass die FLZ-Skalen am besten geeignet waren, die inter- und intraindividuelle Variabilität der Lebenszufriedenheit in standardisierter Weise zu beschreiben. Die heutige Form des Fragebogens zur Lebenszufriedenheit entstand durch Hinzufügen der beiden Skalen (9) Freunde, Bekannte, Verwandte (auch als „Soziale Integration“ bezeichnet) und (10) Wohnung (Schumacher, Laubach & Brähler, 1995). Die Items der anderen acht Skalen wurden nahezu identisch aus der ursprünglichen Version übernommen.
In einem ersten Schritt der testmethodischen Analyse wurden die FLZ-Skalen itemanalytisch, faktorenanalytisch und clusteranalytisch untersucht. Da die Zuordnung der 70 Items zu den 10 Skalen inhaltlich festliegt, kann es nicht um eine Konstruktion von neuen Skalen gehen, sondern um eine methodische Überprüfung.
Bei der Faktorenanalyse der Items wurden zum Vergleich zwei Wege beschritten: die Faktorisierung der 70 Items aufgrund einer missing-data Korrelationsmatrix mit allen Personen und die Faktorisierung der 49 Items der sieben Skalen mit vollem Stichprobenumfang. Die Faktorenanalysen wurden mit der Hauptkomponentenmethode (Kommunalität 1, Varimax-Rotation) anhand einer separat berechneten missing data Korrelationsmatrix durchgeführt. Verwendet wurden Programme aus dem SAS/STAT (SAS Institute Inc. 1996), u.a. proc cluster, proc corr, proc factor, proc glm, proc means, proc reg. sowie spezielle Programme. Auch bei den anschließenden Itemanalysen, Korrelationsrechnungen und Varianzanalysen wurden keine fehlenden Daten ersetzt, sondern je nach Analyse mit der reduzierten Personenzahl (paarweiser Ausschluss) gearbeitet. Abweichungen zwischen einzelnen Resultaten können durch Unterschiede der Methoden, der einzelnen Algorithmen (proc-Anweisungen im SAS bzw. SPSS) und durch Unterschiede der missing-data-Behandlung bedingt sein. – Die Faktorenanalyse und die vergleichend durchgeführte Clusteranalyse nach Wards Verfahren (Minimum Variance Cluster Analysis) bestätigen eindeutig die Zuordnung der Items zu ihren Skalen (siehe Fahrenberg et al., 2000, S. 32-33).
Es liegen aufgrund einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung Normen von 2870 Personen vor. Die Normen sind nach Geschlechtszugehörigkeit und sieben Altersgruppen gegliedert.
Der FLZ hat als standardisierter Fragebogen eine hohe Durchführungs- und Auswertungs-Objektivität sowie Reliabilität. Die an der Normierungsstichprobe berechneten Konsistenzkoeffizienten (Cronbach’s Alpha) liegen zwischen 0.82 und 0.94.
Mehr als bei vielen anderen Fragebogen muss hier die Bedeutung der inhaltlichen und logischen Validität unterstrichen werden. Da es sich immer um eine subjektive Bilanzierung handelt, ist kaum zu begründen, wie diese Selbstbeurteilungen am Verhalten einer Person, an ihren objektiven Lebensbedingungen oder am Urteil von Bezugspersonen gemessen werden können.
Im Testmanual sind die zahlreichen Beziehungen zwischen FLZ-Skalen und soziodemographischen Merkmalen sowie zu den anderen Fragebogenskalen dargestellt. Zwischen FLZ-Skalenwerten und Persönlichkeitsmerkmalen wie Emotionalität (FPI-R), sozialer Resonanz, positiver Grundstimmung und sozialer Potenz (GT), mit der Häufigkeit körperlicher Beschwerden (FBL-R, GBB), dem erinnertem Erziehungsstil der Eltern (FEE) und der Ausprägung interpersonaler Probleme (IIP) bestehen deutliche Zusammenhänge. Weiterhin gibt es Korrelationen mit sozialer Schicht, körperlichen Beschwerden, Schlafstörungen, Krankenhaus- und Kuraufenthalten, Zahl der Operationen, Arztbesuchen, Einnahme von Medikamenten und Berentung. Die Zufriedenheit verändert sich in den Lebensbereichen mit zunehmendem Alter unterschiedlich. Ältere sind im Vergleich zu den Jüngeren mit den Finanzen zufriedener, mit der Gesundheit unzufriedener.
Die Teilnehmer erhielten außer dem FLZ weitere Fragebogen. Die Daten und die Ergebnisse dieser anderen Fragebogen sind hier ausgeklammert (siehe Fahrenberg et al., 2000; Schumacher et al., 1995). Erwähnenswert ist die Reihenfolge:
(1) Gießen-Test GT,
(2) Gießener Beschwerdebogen Kurzform GBB-24,
(3) Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ,
(4) Angstbewältigungsinventar ABI,
(5) Meinungen (4 Items),
(6) Einstellung zur Autorität (4 Items),
(7) Einstellung zur Gesundheit (4 Items),
(8 ) Fragebogen zum Elterlichen Erziehungsstil FEE,
(9) Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme IIP.
Für die 70 FLZ-Items sind 7-stufige Antwortskalen zur Angabe der Zufriedenheit vorgesehen.
Datenerhebungsmethode:
Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
- Einzelvorgabe
Population:
Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (alte und neue Bundesländer) im Alter von 14 und mehr Jahren. In den neuen Bundesländern wurden disproportional wesentlich mehr Personen befragt, so dass für generalisierende Aussagen über die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik eine Gewichtung von 0.665 zu 0.335 für die Bevölkerung im Westen (N=1958) und im Osten (N= 912) vorgenommen werden müsste (vgl. die von der USUMA angegebenen Gewichtungsfaktoren). Die Unterschiede zwischen diesen beiden Teilstichproben sind zwar in den meisten FLZ-Skalen sehr signifikant, jedoch eher geringfügig (siehe Testmanual), so dass für die Rekonstruktion und Normierung des FLZ auf solche Gewichtungen verzichtet werden kann.
Erhebungszeitraum:
1994-11-00 bis 1994-11-00
Stichprobe:
Quotenstichprobe
Geschlechtsverteilung:
55% weibliche Probanden (n=1578)
45% männliche Probanden (n=1292)
Altersverteilung: 14 Jahre oder älter
Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland
Probandenrekrutierung:
Im Rahmen einer Mehrthemen-Umfrage wurden nach dem Random-Route-Verfahren Haushalte (je 210 Sample-Points in Ost- und Westdeutschland) aufgesucht, wobei die im Haushalt zu befragende Zielperson ebenfalls nach dem Zufallsprinzip ermittelt wurde (Schumacher et al., 1995). Die Erhebung erfasste 3047 Bewohner der alten und neuen Bundesländer im Alter von 14 bis 92 Jahren.
Die Teilnehmer wurden von geschulten Interviewern des Unabhängigen Service für Umfragen, Methoden und Analysen Berlin (USUMA) zu Hause aufgesucht und dort befragt.
Stichprobengröße:
2870 Individuen
Rücklauf/Ausfall:
MD5: 6107389fd0d015cca9c108b7c8b317e2
Weiterführende Literatur |
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Eid, M. & Larsen, R.J. (2008). The science of subjective well-being. New York: Guilford. |
Fahrenberg, J. (1994). Die Freiburger Beschwerdenliste (FBL). Form FBL-G und revidierte Form FBL-R. Handanweisung. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX |
Fahrenberg, J., Hampel, R. & Selg, H. (2010). Freiburger Persönlichkeitsinventar (8., erweiterte Aufl.). Göttingen: Hogrefe. |
Henrich, G. & Herschbach, P. (2000). Questions on Life Satisfaction (FLZM) - A short questionnaire for assessing subjective quality of life. European Journal of Psychological Assessment, 16, 150-159. PSYNDEX |
Herschbach, P. (1999). Gesundheitsverhalten. Psychologische Determinanten des Arztbesuchs. Opladen: Westdeutscher Verlag. PSYNDEX |
Lischetzke, T. & Eid, M. (2006). Wohlbefindensdiagnostik. In: F. Petermann & M. Eid (Hrsg.). Handbuch der psychologischen Diagnostik. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX |
Myrtek, M. (1998). Gesunde Kranke – kranke Gesunde. Psychophysiologie des Krankheitsverhaltens. Bern: Huber. PSYNDEX |
Schumacher, J., Klaiberg, A. & Brähler, E. (2003). Diagnostische Verfahren zu Lebensqualität und Wohlbefinden. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX |
Die Ergebnisse einer Literaturrecherche zum "Fragebogen zur Lebenszufriedenheit FLZ" sind bei den Autoren E. Brähler (elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de) oder J. Fahrenberg (jochen.fahrenberg@psychologie.uni-freiburg.de) erhältlich (Stand: 2010). |