Einfluß der Instruktion auf die Wirkung von Reizklassen in kategorialen Urteilen. Primärdaten.
Kognitive PsychologieAutor*innen / Ersteller*innen
Petzold, PeterHaubensak, Gert
Abstract
Entsprechend dem Modell multipler Standards haben die Ränder des Reizbereichs und die Gedächtnisrepräsentationen vorangegangener Reize eine äquivalente Funktion im Urteilsprozess: sie dienen als interne Standards mit denen der dargebotene Reiz verglichen wird. Wenn diese Äquivalenz zutrifft, sollte der Einfluß des Reizbereichs und der Einfluß vorangegangener Reize gleichen Regularitäten gehorchen.
Dies wurde für die Wirkung der Instruktion auf die Modifizierung der Urteile durch Reizklassifizierung untersucht. Es war die Größe von Quadraten auf einer 5-stufigen Ratingskala zu beurteilen. Es traten zwei Klassen von Quadraten auf: leere und schraffierte. In Experiment 3 wurden die Vpn aufgefordert, die leeren Quadrate allein in Bezug auf die anderen leeren Quadrate zu beurteilen und die schraffierten Quadrate allein in Bezug auf die anderen schraffierten Quadrate (Separations-Instruktion). In Experiment 4 lautete die Instruktion, die Reizklassen zu ignorieren und die einzelnen Quadrate in Bezug auf alle Quadrate zu beurteilen (Integrations-Instruktion). Die Unterschiede in den Ergebnissen von Experiment 3 und 4 bestätigten die Voraussagen des Modells. Im Experiment 3 zeigten die Steigungen der psychophysikalischen Funktion, dass der klassenspezifische Bereich der Quadrate verwendet worden ist, während im Experiment 4 der Bereich aller Reize bestimmend war. Äquivalent dazu waren im Experiment 3 die Sequenzeffekte dann stärker, wenn der vorangegangene Reiz zur gleichen Klasse wie der dargebotene Reiz gehört, während in Experiment 4 die Stärke der Sequenzeffekte unabhängig von der Klassenübereinstimmung des vorangegangenen und des dargebotenen Reizes war. Damit ist die Äquivalenz der Wirkung der Instruktion auf Bereichs- und Sequenzeffekte nachgewiesen.
Die Wirkung der Reizklassifizierung auf Sequenzeffekte wurde im Experiment 3 näher untersucht. Es ergaben sich Wechselwirkungen zwischen den Reiz-Urteils-Ereignissen ein und zwei trials zurück. Wenn beide Reize zur gleichen Klasse gehören wie der dargebotene Reiz, ist die Korrelation zwischen sukzessiven Urteilen geringer als wenn allein der unmittelbar vorhergehende Reiz die gleiche Klasse wie der dargebotene Reiz hat und der Reiz zwei trials zurück zur anderen Klasse gehört.
Persistent Identifier
https://doi.org/10.5160/psychdata.pdpr99ei20Jahr der Publikation
2004Förderung
Deutsche ForschungsgemeinschaftZitierung
Petzold, P. & Haubensak, G. (2004). Einfluß der Instruktion auf die Wirkung von Reizklassen in kategorialen Urteilen. Primärdaten. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.pdpr99ei20Studienbeschreibung
Forschungsfragen/Hypothesen:
Nullhypothesen:
- Die Instruktion beeinflußt allein die Klassenspezifik vom Einfluß des Reizbereichs.
- Bezüglich der sequentiellen Abhängigkeiten gibt es keine Wechselwirkung zwischen der Klassenzugehörigkeit der Reize ein und zwei trials zurück.
Alternativhypothesen:
- Die Instruktion beeinflußt die Klassenspezifik von Bereichseffekten und von sequentiellen Abhängigkeiten in der gleichen Weise.
- Die Sequenzeffekte von unmittelbar vorangegangenen Reizen und Urteilen sind geringer wenn sowohl der Reiz ein trial zurück als auch der Reiz zwei trials zurück zur gleichen Klasse wie der dargebotene Reiz gehören im Vergleich zu dem Fall, daß allein der Reiz ein trial zurück zur gleichen Klasse gehört.
Forschungsdesign:
Experimentelles Design, Gemischtes Design, Laborexperiment; einmalige Erhebung
Messinstrumente/Apparate:
Die Menge der Reize bestand aus 16 Quadraten, die zu zwei Klassen gehörten: leere und schraffierte Quadrate. Die Kantenlängen der Quadrate in den beiden Klassen waren so gewählt, daß
1) die eine Klasse kleinere Quadrate umfaßte und die andere Klasse größere Quadrate und 2) eine Überlappung in den Klassen auftrat, d.h. es gab Quadrate mit gleicher Kantenlänge, die sich nur in der Reizklasse unterschieden (vier Quadrate der Kantenlängen 62 mm bis 71mm).
Es nahmen 12 Studenten teil, die keine Erfahrungen mit dieser Art von Experimenten hatten. Diese Vpn wurden zufällig so auf die beiden Instruktionen verteilt, dass 6 der Vpn unter der Separations-Instruktion (Experiment 3) und 6 unter der Integrations-Instruktion (Experiment 4) urteilten. Der Wortlaut der Instruktionen ist in den Programmen der Versuchsteuerung enthalten.
Die Vpn wurden aufgefordert, die Größe der Quadrate auf einer 5-stufigen Rating-Skala zu beurteilen. Sie hatten die entsprechende Zahlentaste auf der Tastatur des Computers zu betätigen.
Das nächste Quadrat erschien1 sec nach Abgabe des Urteils. Es gab keine Rückmeldungen.
Eine Sitzung bestand aus drei Teilen, die jeweils ca. 15 Minuten dauerten. Die einzelnen Teile waren durch Pausen von ca. 5 Minuten getrennt.
Die Reihenfolge der dargebotenen Quadrate wurde mit einem Zufallsgenerator erzeugt. Es wurde für jede Versuchsperson gesichert, dass die Autokorrelationsfunktion der Reize bis 8 trials zurück keinen signifikanten Wert annimmt.
Datenerhebungsmethode:
Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
- Einzelvorgabe
- computergestützt
Population:
Erhebungszeitraum:
1998 bis 1999
Stichprobe:
Anfallende Stichprobe
Geschlechtsverteilung:
58,3% weibliche Probanden (n=7)
41,7% männliche Probanden (n=5)
Altersverteilung: 20-26 Jahre
Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland
Probandenrekrutierung:
Stichprobengröße:
12 Individuen
Rücklauf/Ausfall:
MD5: 47f72a05ea6fb94637bdb685b7c23219
MD5: ea6366e03cc36ced489a8b2bd0ee968d
Weiterführende Literatur |
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Haubensak, G. (1992). Sequenzeffekte in absoluten Urteilen. Kritisches zur Methode. Zeitschrift für Experimentelle und Angewandte Psychologie, 39, 101-113. PSYNDEX |
Luce, R. D. & Green, D. M. (1978). Two tests of a neural attention hypothesis for auditory psychophysics. Perception and Psychophysics, 23, 363-371. |
Petzold, P. & Haubensak, G. (2001). Higher order sequential effects in psychophysical judgments. Perception and Psychophysics, 63, 969-978. PSYNDEX |
Ward, L. M. (1990). Critical bands and mixed frequency scaling: Sequential dependencies, equal-loudness contours, and power function exponents. Perception and Psychophysics, 47, 551-562. |