Autoritäre Einstellungen und Statusmerkmale von ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS und der Wehrmacht. Forschungsdaten zur Studie.

Persönlichkeitspsychologie

Autor*innen / Ersteller*innen


Abstract

Das Forschungsprojekt geht auf eine Anregung von Else Frenkel-Brunswik zurück, auch einmal Deutsche mit der Faschismus (F)-Skala zu untersuchen. Die autoritäre, anti-demokratische Einstellung müsste sich besonders prägnant bei ehemaligen Angehörigen der SS (und der Waffen-SS) zeigen. Zum Vergleich kamen ehemalige Angehörige der Wehrmacht in Frage. Es handelt sich hier um einen Datensatz, der auch für die Validität der F-Skala von herausragender Bedeutung ist, jedoch – wie Meloen (1993, S. 52, S. 68) feststellte – kaum beachtet wurde.
Die von 229 Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS und SS und von 202 Angehörigen der Wehrmacht zwischen 1962 und 1966 ausgefüllten Fragebogen waren in einer ersten Arbeit (Steiner & Fahrenberg, 1979) hauptsächlich im Hinblick auf die F-Skala und einige soziobiographische Merkmale ausgewertet worden. Dreißig Jahre nach der ersten Publikation wurde eine Reanalyse dieses Fragebogenmaterials vorgelegt (Steiner & Fahrenberg, 2000), die umfassender angelegt war und in der eine verbesserter Auswertungsmethodik angewendet wurde. Neben verschiedenen methodischen Verbesserungen sind besonders die Bestätigung und Absicherung der ursprünglich berichteten Gruppenunterschiede durch ein genaues Matching von Personen zu nennen. Diese waren zuvor mit soziodemographischen Merkmalen wie Schulbildung, Berufsschicht und Dienstrang konfundiert.

F-Skala
Die Gruppe der Waffen-SS und SS hat in der Reanalyse einen sehr signifikant höheren Mittelwert der F-Skala (M = 90.15, SD = 11.33) gegenüber der Gruppe Wehrmacht (M = 77.96, SD = 18.43) t (310) = 8.00, p< .0001, wobei das valide N =226 bzw. N = 194 beträgt. Die Effektstärke des Mittelwertunterschieds ist in Cohens Terminologie als mittel bis groß zu bezeichnen (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Statistische Zwillinge
Ausgehend von der Untersuchungsgruppe Wehrmacht wurden statistische Zwillinge der Gruppe Waffen-SS und SS herausgesucht, die dieselbe soziodemografische Merkmalskombination aufwiesen. Auch nach der schrittweisen Bildung statistischer Zwillinge blieben die Gruppenunterschiede auf der Einstellungsebene sehr signifikant. Die Befunde über den höheren Wert der F-Skala und den höheren Index für Kriegsauszeichnungen erwiesen sich ebenfalls als robust (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Zusammenfassung
Es ergab sich folgendes charakteristisches Merkmalsmuster für die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS in Abhebung von den Angehörigen der Wehrmacht: autoritätsbezogen, konformistisch und gehorsam, intolerant, engstirnig und rigide, u. U. latent feindselig. Auch zwanzig Jahre nach Kriegsende und ca. fünfundzwanzig Jahre nach ihrer freiwilligen Meldung oder der Rekrutierung dieser Männer existieren typische Merkmale, die auf relativ überdauernde Dispositionen schließen lassen (Steiner & Fahrenberg, 2000).
Die Reanalyse aus dem Jahr 2000 stellte eine inhaltliche Erweiterung dar, durch die außerdem die Zuverlässigkeit der Aussagen durch das besser kontrollierte statistische Vorgehen erhöht werden konnte.

Persistent Identifier

https://doi.org/10.5160/psychdata.srjn66ei02

Jahr der Publikation

Förderung

Alexander-von-Humboldt-Stiftung

Zitierung

Fahrenberg, J. & Steiner, J. M. (2011). Autoritäre Einstellungen und Statusmerkmale von ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS und der Wehrmacht. Forschungsdaten zur Studie. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum am ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.srjn66ei02

Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

Die zentrale Hypothese lautet, dass die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS höhere Werte der Faschismus (F)-Skala aufweisen. Weitere Hypothesen beziehen sich auf zusätzlich erfragte Einstellungen und Merkmale.

Forschungsdesign:

Teilstandardisiertes Erhebungsinstrument (Fragenformulierung vorgegeben; offenes Antwortformat); einmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Der Fragebogen besteht aus zwei Teilen: 21 Items der F-Skala, welche nach Adorno, Frenkel-Brunswik, Levinson und Sanford (1950) die Ausprägung von Grundzügen des Faschismus, d. h. autoritäre, antidemokratische Einstellung erfassen sollen, und weiteren 27, z.T. mehrgliedrigen Fragen (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Die Items der hier verwendeten F-Skalen-Kurzform wurden aus dem Itempool so ausgewählt, dass alle neun Bereiche mit relevanten Items vertreten sind: Conventionalism, Authoritarian Submission, Authoritarian Aggression, Anti-Intraception, Superstition and Stereotypy, Power and Toughness, Destructiveness and Cynicism, Projectivity, and Sex. Items, die als zu persönlich oder bedrohend gelten konnten, wurden – auf das Urteil von General a. D. Felix Steiner gestützt – weggelassen, um Antwortverweigerungen zu vermeiden. Folgende Items blieben übrig: Nr. 19, 32, 43, 53, 67 der F-Form 78, Nr. 50 der F-Form 60 und Nr. 2, 6, 9, 13, 18 – 19, 21, 25 – 27, 31, 37 – 39, 41 der F-Form 45 (vgl. Sanford et al. 1950, S. 226, 248, 255)(Steiner & Fahrenberg, 2000). Die Items wurden vom Erstautor übersetzt. Als Antwortformat wurde eine Skala von + 3 bis – 3 verwendet, wobei die mittlere Position „0“ nicht explizit genannt bzw. definiert ist.

Neben soziobiographischen Fragen wurde auch die bevorzugte Staatsform, Präferenz für eine von drei Eigenschaften (Treue, Ehre, Gerechtigkeit), Waffengattung, Dienstrang, Kriegsauszeichnungen (Tapferkeits- und Verwundeten-Orden) und der Zeitpunkt der Lektüre von Hitlers „Mein Kampf“ erhoben. Außerdem wurden drei Listen (Komponisten bzw. Musikrichtungen, Berufe, Großstädte verschiedener Länder) vorgegeben, um eventuell indirekte Hinweise auf typische Einstellungen zu gewinnen, z. B. Präferenz für Marschmusik, Sympathien für den Beruf des Polizisten und des Soldaten, Abneigungen gegen bestimmte Städte wie Jerusalem oder Moskau. Eine Anzahl weiterer Fragen zu NS-Ideologie, Glaubensbekenntnis, Juden, Gründen für den Eintritt in die Waffen-SS wurden im Fragebogenentwurf auf Anraten von General a. D. Steiner wieder gestrichen, um die Akzeptanz nicht zu gefährden (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters

Erhebung in Abwesenheit eines Versuchsleiters

Population:

Ehemalige Angehörige der Waffen-SS und SS sowie der Wehrmacht

Erhebungszeitraum:

Stichprobe:

Anfallende Stichprobe; Quotenstichprobe

Geschlechtsverteilung:

100% männliche Probanden (n=431)

Altersverteilung: 30 Jahre oder älter

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland

Probandenrekrutierung:

Durch Mithilfe des SS-Obergruppenführers und Generals a. D. der Waffen-SS, Felix Steiner, und durch Einschaltung der HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit) konnte ein Rundschreiben an die Landesgruppen der HIAG gerichtet werden. Es wurde darin gebeten, die beigelegten Fragebogen ausgefüllt, aber ohne Namensnennung, nach München an General a. D. Steiner zu schicken; andere wurden dem Erstautor direkt übergeben oder zugeschickt. Wenn insgesamt 229 auswertbare Fragebogen gewonnen werden konnten, so ist dies vor allem der Mithilfe ehemaliger Waffen-SS Kommandeure zu verdanken und der noch relativ ausgeprägten hierarchischen Struktur dieser Organisation (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Als Vergleichsgruppe dienten ehemalige Angehörige verschiedener Waffengattungen der Wehrmacht. Die Zufallsauswahl oder Parallelisierung dieser Personen war praktisch nicht durchführbar. Die hier analysierten 202 Fragebogen wurden, ebenfalls anonym, teils vom Erstautor, teils durch interessierte Helfer in verschiedenen Gebieten der Bundesrepublik sowie mit der Unterstützung von General a. D. Kurt Zeitzler durch den Verband Deutscher Soldaten gewonnen (Steiner & Fahrenberg, 2000).

Stichprobengröße:

431 Individuen

Rücklauf/Ausfall:

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