Feger et al. (2004). Untersuchungen des Kommunikationslabors der Abteilung Sozialpsychologie und Forschungsmethoden der Freien Universität Berlin: Verteilen und Austauschen. Primärdaten.

Bibliografische Informationen

Ersteller: Feger, Hubert

Mitwirkende: Feger, Hubert; Lorenz, Doreen; Czienskowski, Uwe

Förderung:

Titel: Untersuchungen des Kommunikationslabors der Abteilung Sozialpsychologie und Forschungsmethoden der Freien Universität Berlin: Verteilen und Austauschen. Primärdaten.

Jahr der Publikation: 2004

Zitation: Feger, H., Lorenz, D., & Czienskowski, U. (2004). Untersuchungen des Kommunikationslabors der Abteilung Sozialpsychologie und Forschungsmethoden der Freien Universität Berlin: Verteilen und Austauschen. Primärdaten. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum des Leibniz Institut für Psychologie ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.frht01ko26

Zusammenfassung

Ausgangspunkt der vorgelegten Untersuchungsreihe war die 1966 im Journal of Experimental Social Psychology veröffentlichte Studie von Flament und Apfelbaum. Sie untersuchten den Einfluss der Kommunikation neutraler und positiver sozioaffektiver Werte auf die Gruppenstruktur, wobei die positiven und neutralen sozioaffektiven Werte durch versendbare Karten mit „+“ gekennzeichnet oder leer waren. Es wurden 20 Gruppen zu je vier männlichen Pbn untersucht, die eine unterschiedliche Anzahl positiver Karten (d.h. unterschiedliche Ressourcen) zur Verfügung hatten. Die Autoren fanden heraus, dass sich im Verlauf der Austauschprozesse feste Austauschbeziehungen entwickeln: Die Ressourcenstarken favorisierten sich im Verlauf des Experiments; nachdem die Ressourcenschwachen vergeblich versucht hatten, die Koalition der Ressourcenstarken zu stören, bildeten auch sie am Ende des Versuchs eine Koalition. Dieses Experiment wurde Ansatzpunkt weiterer Untersuchungen. So konnten Feger und von Hecker (1998) die Befunde nur teilweise replizieren. Biele (1998) schließlich untersuchte die kontinuierliche Verteilung von unterschiedlichen Punkteressourcen.
Auf diesen Untersuchungen aufbauend wird in der dokumentierten Studie das interne Austauschverhalten innerhalb von Gruppen untersucht. In einem computergestützten Experiment werden jeweils vier Probanden in einer Spielsituation zusammengefasst. In jeder Spielrunde muss jeder Mitspieler einen vorgegebenen Teilbetrag des bei Spielbeginn zugewiesenen Startkapitals an einen Mitspieler weitergeben. Ziel des Spiels ist es, nach 200 Runden über einen möglichst hohen Geldbetrag zu verfügen.
Im experimentellen Design wird das bei Spielbeginn zugewiesene Startkapital variiert: In Studie 8 verfügen alle Spieler über das gleiche Startkapital (Bedingung „gleiche Ressourcenverteilung“), in Studie 9 wird den vier Spielern jeweils ein unterschiedliches Startkapital zugewiesen (Bedingung „unterschiedliche Ressourcenverteilung“).
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
1. Ressourcenstärkere werden von den Ressourcenschwächeren stärker bevorzugt. Versuchsteilnehmer, die mit mehr Ressourcen in das Spiel starteten, haben am Ende auch signifikant mehr an absoluten Geldbeträgen als die beiden Teilnehmer, die mit weniger Ressourcen in das Spiel starteten.
2. Mehr Wahlerwiderung der Ressourcenschwächeren gegenüber den Ressourcenstarken als zwischen den Ressourcenschwachen.
3. Zwischen den Ressourcenschwachen bestand untereinander weniger Kontakt als zu den anderen Interaktionspartnern. Ressourcenschwache orientieren sich lieber an den Ressourcenstärkeren.

Kodebuch

Kodebuch_frht01ko26_feger_0003_kb1
PositionNameLabelValid_valuesMissing_values
1GRUPPEZugehörigkeit zur Versuchsgruppe1-10 "ganze Zahlen"99 "Fehlender Wert"
2RUNDENummer des Durchgangs1-200 "ganze Zahlen"999 "Fehlender Wert"
3O_ANNGeld von O an N0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
4O_ANMGeld von O an M0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
5O_ANLGeld von O an L0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
6N_ANOGeld von N an O0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
7N_ANMGeld von N an M0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
8N_ANLGeld von N an L0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
9M_ANOGeld von M an O0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
10M_ANNGeld von M an N0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
11M_ANLGeld von M an L0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
12L_ANOGeld von L an O0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
13L_ANNGeld von L an N0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
14L_ANMGeld von L an M0 "Kein Geld"
0,10 "0,10 DM"
9 "Fehlender Wert"
Kodebuch_frht01ko26_feger_0003_kb2
PositionNameLabelValid_valuesMissing_values
1GRUPPEZugehörigkeit zur Versuchsgruppe1-9 "ganze Zahlen"99 "Fehlender Wert"
2RUNDENummer des Durchgangs1-200 "ganze Zahlen"999 "Fehlender Wert"
3O_ANNGeld von O an N0 "Kein Geld"
0,12 "0,12 DM"
9 "Fehlender Wert"
4O_ANMGeld von O an M0 "Kein Geld"
0,12 "0,12 DM"
9 "Fehlender Wert"
5O_ANLGeld von O an L0 "Kein Geld"
0,12 "0,12 DM"
9 "Fehlender Wert"
6N_ANOGeld von N an O0 "Kein Geld"
0,05 "0,05 DM"
9 "Fehlender Wert"
7N_ANMGeld von N an M0 "Kein Geld"
0,05 "0,05 DM"
9 "Fehlender Wert"
8N_ANLGeld von N an L0 "Kein Geld"
0,05 "0,05 DM"
9 "Fehlender Wert"
9M_ANOGeld von M an O0 "Kein Geld"
0,15 "0,15 DM"
9 "Fehlender Wert"
10M_ANNGeld von M an N0 "Kein Geld"
0,15 "0,15 DM"
9 "Fehlender Wert"
11M_ANLGeld von M an L0 "Kein Geld"
0,15 "0,15 DM"
9 "Fehlender Wert"
12L_ANOGeld von L an O0 "Kein Geld"
0,08 "0,08 DM"
9 "Fehlender Wert"
13L_ANNGeld von L an N0 "Kein Geld"
0,08 "0,08 DM"
9 "Fehlender Wert"
14L_ANMGeld von L an M0 "Kein Geld"
0,08 "0,08 DM"
9 "Fehlender Wert"

Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

1. Bei Gruppen mit verschiedenen Ausgangsressourcen werden die Geldbeträge nicht gleich verteilt.
2. Die Versuchspersonen wenden das Prinzip der Gegenseitigkeit und Wahlerwiderung an.
3. Ressourcenstarke gehen mit mehr Geld aus der Untersuchung als Ressourcenschwache.

Forschungsdesign: Experimentelles Design, Gemischtes Design, Laborexperiment; einmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Die Versuchspersonen nahmen an einem computergestützten Spiel teil, in dem jeweils vier Personen zusammengefasst werden. Jeder Spieler hat einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung, von dem er in jeder Runde einen Teilbetrag an einen der Mitspieler weitergeben muss. Die Versuchsteilnehmer werden instruiert, diesen Betrag so an einen Partner ihrer Wahl zu schicken, dass dieser dazu gebracht wird, ebenfalls Geld zu schicken. Der Kontakt zwischen den Spielern wird über ein Computernetz hergestellt. Da die Zuordnung zufällig ist, können die Versuchsteilnehmer aus der Anordnung der Computer nicht ermitteln, wer welcher der anderen Mitspieler ist.
Variiert wird die Versuchsbedingung:
Studie 8: Jeder Spieler erhält ein Startguthaben von DM 20,-. In jeder Runde werden genau 10 Pfennig an einen der Mitspieler weitergegeben (Aufteilung des Betrags nicht möglich). Untersucht wurden 10 Gruppen zu je 4 Spielern.
Studie 9: Die vier Spieler erhalten unterschiedliches Startguthaben von DM 30,- (Spieler M), DM 24,- (Spieler O), DM 16,- (Spieler L) und DM 10,- (Spieler N). In jeder Runde muss jeder Spieler den 200sten Teil seines Guthabens an einen Mitspieler weitergeben (Aufteilung des Betrags nicht möglich). Untersucht wurden 9 Gruppen zu je 4 Spielern.
In beiden Gruppen werden 200 Runden des Spiels gespielt. Das erspielte Geld wird den Versuchsteilnehmern nach dem Experiment ausgezahlt.
Die Zuweisung der Vpn zu den Gruppen, den Positionen innerhalb jeder Gruppe sowie der Versuchsbedingung „gleiche Ressourcenverteilung“ vs. „ungleiche Ressourcenverteilung“ erfolgte nach Zufall.

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
– Gruppenvorgabe
– computergestützt

Population:

Erhebungszeitraum:

Studie 8: 28.11.2000 bis 12.12.2000
Studie 9: 06.02.2001 bis 28.02.2001

Stichprobe: Anfallende Stichprobe

Geschlechtsverteilung:

Altersverteilung: 19-25 Jahre

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland

Probandenrekrutierung: Zum Großteil Studierende des Diplomstudiengangs Psychologie (ca. 80%).
Die Studierenden erhielten nach Abschluß des Experiments das „erspielte“ Geld ausgezahlt (ca. DM 20,-, abhängig vom Spielverlauf).

Stichprobengröße: 19 Gruppen (=76 Individuen)

Rücklauf/Ausfall:

Literatur

Weiterführende Literatur
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