Grund et al. (2021). Primärdaten zur Vorstudie Experience-Sampling aus dem Jahr 2017.

Bibliografische Informationen

Ersteller: Grund, Axel; Fries, Stefan; Senker, Kerstin

Mitwirkende: Grund, Axel; Fries, Stefan; Senker, Kerstin

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Titel: Primärdaten zur Vorstudie Experience-Sampling aus dem Jahr 2017

Jahr der Publikation: 2021

Zitation: Grund, A., Fries, S., & Senker, K. (2021). Primärdaten zur Vorstudie Experience-Sampling aus dem Jahr 2017 (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum des Leibniz Institut für Psychologie ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.gdal17pr09

Zusammenfassung

Ziel der Studie war es insbesondere verschiedene Aspekte der Selbstregulation mit dem Alltagserleben Studierender initial in Beziehung zu setzen („Vorstudie“). Im Fokus standen die Konstrukte Achtsamkeit, Selbstkontrolle, Affekt und Motivation. Die Besonderheit der Studie besteht darin, dass diese Konstrukte sowohl auf Trait- als auch auch State-Ebene operationalisiert wurden. Stichprobe war eine Gelegenheitsstichprobe von Studierenden (N = 57) der Universität Bielefeld. Der Studienaufbau war wie folgt: zunächst wurden die Studierenden in Kleingruppen mit dem Studienauflauf vertraut gemacht. Zudem erfolgte die Trait-Messung der verschiedenen Konstrukte (z.B. Trait-Achtsamkeit und Selbstkontrolle) per Selbstberichtsfragebogen und die Studienteilnehmer*innen luden eine Experience-Sampling (ES)-Software (LifeData) auf die privaten Smartphones. Anschließend machten sie über eine Wochen Angaben zu ihrem momentanen Erleben und Verhalten zu zufälligen Zeitpunkten über den Tag verteilt (insgesamt bis zu 35 Messungen pro Person). Zentrale Konstrukte im ES waren momentaner Affekt, Achtsamkeit und motivationales Konflikterleben. Im Anschluss hieran erhielten die Studienteilnehmer*innen abhängig von ihrer Compliance bei der Durchführung des ES eine monetäre Vergütung von bis zu 40 Euro und beantworteten zur Feststellung möglicher Veränderungen über die Zeit erneut einige der Trait-Fragebögen.

In einer ersten Publikation zeigte sich, dass Trait- und State-Achtsamkeit konvergieren und mit einem geringeren Konflikterleben einhergehen, auch wenn die momentane Befindlichkeit der Studienteilnehmer*innen kontrolliert wurde (Senker, Fries, & Grund, 2020).

Aufgrund des hohen Aufwands von ES-Studien wurden über diese zentrale Konstrukte hinaus sowohl auf Trait- als auch State-Ebene noch weitere Konstrukte erfasst (z.B. Trait-Wohlbefinden, Leistungsmotiv und Reaktionen auf Konflikterleben). Insbesondere gab es zusätzlich zum ES täglich zu einem festgelegten Zeitpunkt einen „Abendfragebogen“, in dem Einschätzungen zur täglichen Zeitnutzung, Stresserleben und Leistungsemotionen abgegeben werden sollten. Hierzu sind bislang keine Veröffentlichungen erfolgt.

Kodebuch

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Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen: Wir vermuteten, dass sowohl eine höhere Trait- und State-Achtsamkeit im Alltag mit einem geringeren Konflikterleben einhergeht. Zudem gingen wir davon aus, dass State-Achtsamkeit durch Trait-Achtsamkeit vorhergesagt wird.

Forschungsdesign: Vollstandardisiertes Erhebungsinstrument; mehrmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Wo möglich haben wir bei der Operationalisierung auf validierte Instrumente zurückgegriffen. Dies betrifft insbesondere die Trait-Messungen. Bei den State-Messungen zu Achtsamkeit entwickelten wir auf Basis der einschlägigen Literatur eigene Items die jeweils mit 4 Aussagen zwei zentrale Aspekte von Achtsamkeit, Gegenwartsorientierung oder „Präsenz“ und Akzeptanz ohne Bewertung oder „Equanimity“ (= Gleichmut), analog zur Trait-Ebene erfassten, wobei uns insbesondere die Inhaltsvalidität beider Facetten der State-Achtsamkeit wichtig war, sowie die Möglichkeit, verschiedene Gütekriterien der Messgenauigkeit zu berechnen. Die vorliegende Studie war in diesem Sinne auch als Test dieser Items gedacht.

Konkret wurden die Versuchspersonen gebeten, Stellung zu Aussagen wie „Ich hetzte durch das was ich tat, ohne wirklich aufmerksam dafür zu sein.“ (Presence_1) oder „Ich habe die Tätigkeit durchgeführt, ohne sie großartig zu beurteilen. („Equi_2“) mit Bezug zu ihrem aktuellen Erleben und Verhalten (bzw. ihrem Erleben und Verhalten bevor das ES-Signal sie erreichte) zu beurteilen (vgl. Senker et al., 2020).

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
– Gruppenvorgabe
– computergestützt
– spezielle Apparaturen oder Messinstrumente, und zwar: Trait-Fragebögen: Unipark

Erhebung in Abwesenheit eines Versuchsleiters
– Andere Methode, und zwar: Experience-Sampling: LifeData Software (auf den privaten Smartphones der Studienteilnehmer)

Population: Studierende an der Universität Bielefeld

Erhebungszeitraum:

Intensive longitudinal design (vgl. Bolger & Laurenceau, 2013); bis zu 42 (bzw. 48 mit Nachholmöglichkeit) Messzeitpunkte geschachtelt innerhalb von Personen

Stichprobe: Anfallende Stichprobe

Geschlechtsverteilung:

68% weiblich
32% männlich


Altersverteilung: 19 bis 39 Jahre

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland/Ostwestfalen

Probandenrekrutierung:

Potentielle Versuchspersonen wurden in diversen Vorlesungen an der Universität Bielefeld angeworben. Zusätzlich wurden Informationsflyer ausgehängt.

Zentrales Kriterium war, zum Zeitpunkt der Studie aktiv an der Universität Bielefeld zu studieren (d.h. Veranstaltungen zu besuchen etc.).

Stichprobengröße: 56 Individuen

Rücklauf/Ausfall: Eine Person wurde aufgrund technischer Probleme beim Experience-Sampling ausgeschlossen. Eine Person nahm an der Post-Messung nicht teil (= vollständige Post-Messungen von 55 Personen).

Literatur

Unmittelbar auf den Datensatz bezogene Veröffentlichungen
Unmittelbar auf den Datensatz bezogene Veröffentlichungen
Senker, K., Fries, S., & Grund, A. (2020). Mindfulness in everyday life: between- and within-person relationships to motivational conflicts. Current Psychology. doi:10.1007/s12144-020-00760-x
Eingesetzte Testverfahren
Eingesetzte Testverfahren
Achtsamkeit (CHIME): Bergomi, C., Tschacher, W., & Kupper, Z. (2014). Konstruktion und erste Validierung eines Fragebogens zur umfassenden Erfassung von Achtsamkeit. Diagnostica, 60(3), 111–125. https://doi.org/10.1026/0012-1924/a000109
Selbstkontrolle (SCS-K-D): Bertrams, A., & Dickhäuser, O. (2009). Messung dispositioneller Selbstkontroll-Kapazität. Diagnostica, 55(1), 2–10. https://doi.org/10.1026/0012-1924.55.1.2
Motivationales Konflikterleben: Grund, A., Grunschel, C., Bruhn, D. & Fries, S. (2015). Torn between want and should: An experience-sampling study on motivational conflict, well-being, self-control, and mindfulness. Motivation and Emotion, 39, 506–520. doi: 10.1007/s11031-015-9476-z
Selbstmitgefühl (SCS): Hupfeld, J., & Ruffieux, N. (2011). Validierung einer deutschen Version der Self-Compassion Scale (SCS-D). Zeitschrift Für Klinische Psychologie Und Psychotherapie, 40(2), 115–123. https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000088
Affektives Wohlbefinden (PANAS:) Krohne, H. W., Egloff, B., Kohlmann, C.-W., & Tausch, A. (1996). Untersuchungen mit einer deutschen Version der „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS). [Investigations with a German version of the PANAS]. Diagnostica, 42, 139–156.
Leistungsmotive (AMS): Lang, J. & Fries, S. (2006). A Revised 10-Item Version of the Achievement Motives Scale. European Journal of Psychological Assessment, 22(3), 216–224. DOI 10.1027/1015-5759.22.3.216.
Achtsamkeit (MAAS): Michalak, J., Heidenreich, T., Ströhle, G., & Nachtigall, C. (2008). Die deutsche Version der Mindful Attention and Awareness Scale (MAAS) Psychometrische Befunde zu einem Achtsamkeitsfragebogen. Zeitschrift Für Klinische Psychologie Und Psychotherapie, 37(3), 200–208. https://doi.org/10.1026/1616-3443.37.3.200
Soziale Erwünschheit (BIDR): Musch, J., Brockhaus, R., & Bröder, A. (2002). Ein Inventar zur Erfassung von zwei Faktoren sozialer Erwünschtheit. Diagnostica, 48(3), 121–129. https://doi.org/10.1026//0012-1924.48.3.121
Lernemotionen (AEQ): Pekrun, R., Goetz, T., Frenzel, A. C., Barchfeld, P., & Perry, R. P. (2011). Measuring emotions in students' learning and performance: The Achievement Emotions Questionnaire (AEQ). Contemporary Educational Psychology, 36(1), 36–48.
Positive und negative Aktivierung (PANAVA): Schallberger, U. (2005). Kurzskalen zur Erfassung der Positiven Aktivierung, Negativen
Aktivierung und Valenz in Experience Sampling Studien (PANAVA-KS). Research reports from the project "Quality of experience inwork and leisure", 6. Zürich: Psychologisches Institut der Universität Zürich.
Achtsamkeit (KIMS): Ströhle, G., Nachtigall, C., Michalak, J., & Heidenreich, T. (2010). Die Erfassung von Achtsamkeit als mehrdimensionales Konstrukt. Zeitschrift Für Klinische Psychologie Und Psychotherapie, 39(1), 1–12. https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000001
Allgemeine Lebenszufriedenheit (TFSF): Trautwein, U. (2004). Die temporalen Facetten der Lebenszufriedenheit: Eine deutsche Adaptation der Skalavon Pavot, Dienerund Suh (1998). Diagnostica, 50, 182-192. http://dx.doi.org/10.1026/0012-1924.50.4.182.
Stress (PSS-4): Warttig, S. L., Forshaw, M. J., South, J., & White, A. K. (2013). New, normative, English-sample data for the Short Form Perceived Stress Scale (PSS-4). Journal of Health Psychology, 18(12), 1617–1628. https://doi.org/10.1177/1359105313508346
Studienzufriedenheit & Studienbelastung (StuZu & StuBel): Westermann, R., Heise, E., Spies, K. & Trautwein, U. (1996). Identifikation und Erfassung von Komponenten der Studienzufriedenheit. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 43, 1–22.
Weiterführende Literatur
Weiterführende Literatur
Grund, A., Grunschel, C., Bruhn, D., & Fries, S. (2015). Torn between want and should: An experience-sampling study on motivational conflict, well-being, self-control, and mindfulness. Motivation and Emotion, 39(4), 506-520. doi:10.1007/s11031-015-9476-z
Grund, A., & Senker, K. (2018). Motivational foundations of self-control and mindfulness and their role in study-leisure conflicts. Learning and Individual Differences, 68, 72-84. doi:10.1016/j.lindif.2018.10.007
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