Skalen zur Erfassung von Hoffnungslosigkeit. Primärdaten der Normierungsstichprobe.
Klinische PsychologieAutor*innen / Ersteller*innen
Krampen, GünterAbstract
Bei den Hoffnungslosigkeits-Skalen (H-Skalen) handelt es sich um die deutsche Weiterentwicklung eines von Beck, Weissman, Lester und Trexler (1974) entwickelten Instruments zur Erfassung von Optimismus versus Pessimismus bezüglich des eigenen Lebens und der eigenen Person. Der theoretische Hintergrund der H-Skalen liegt zum einen in der kognitiven Theorie zur Depression von Beck (1972), zum anderen in dem von Stotland (1969) vorgelegten instrumentalitätstheoretischen Ansatz zur Hoffnungslosigkeit. Ferner weist das Konzept Bezüge zur Theorie der Gelernten Hilflosigkeit und zur psychoanalytischen Theorienbildung auf (Krampen, 1979, 1982). Hoffnungslosigkeit kann als komplexes erwartungs-wert-theoretisches Konstrukt verstanden werden, das neben reduzierten Kompetenz- und Kontingenzerwartungen veränderte Bewertungen von Handlungs- und/oder Lebenszielen umfasst (Krampen, 1994, S. 5). In diesem Sinne ordnete Krampen (1987) das Konstrukt auf der Ebene relativ hoch generalisierter subjektiver Erwartungen und Valenzen in ein handlungstheoretisches Partialmodell der Persönlichkeit (HPP) ein. Neben dem Fragebogen zu Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK; Krampen, 1991; siehe die Beschreibung in PSYNDEX Tests Dok.-Nr. 2361) liegt damit ein weiteres handlungstheoretisches Persönlichkeitsdiagnostikum vor, mit dem Krampen (1994) versucht, die in der faktorenanalytischen Tradition stehende rein beschreibende Persönlichkeitspsychologie zugunsten einer eher theoriegeleiteten Psychodiagnostik abzulösen. Das Verfahren entstand ursprünglich im Forschungskontext der Untersuchung von Depressivität und Suizidalität, dem subjektiven Befinden von Gesunden sowie psychisch als auch physisch und psychosomatisch Kranken (Krampen, 1979). Die Items sprechen im besonderen die Qualität der Zukunftserwartung der Pbn im Sinne herabgesetzter Zielvorstellungen an. Sie betreffen negative Erwartungen über sich selbst, über die personspezifische Umwelt und ihr zukünftiges Leben. Das Verfahren liegt in jeweils zwei Parallelformen der ursprünglichen Standardversion sowie einer revidierten Version vor: (1) Standardversion H-S-Skala mit 20 alternativ zu beantwortenden Items (richtig/falsch), die in zwei parallelen Halbformen mit jeweils 10 Items vorliegt (H-SA-Skala, H-SB-Skala); (2) Revidierte Version H-R-Skala mit 20 auf sechs Stufen zu beantwortenden Items (sehr falsch bis sehr richtig), die ebenfalls in zwei Parallelformen mit jeweils 10 Items vorliegt (H-RA-Skala, H-RB-Skala). Der vorliegende Datensatz umfasst die Daten einer repräsentativen Stichprobe von deutschen Erwachsenen aus dem Jahre 1990 (N=2051), die zur Normierung der H-Skalen herangezogen wurden (Krampen, 1994). Neben den 20 Items des Verfahrens wurden eine Vielzahl sozio-ökonomischer Variablen erfasst.
Persistent Identifier
https://doi.org/10.5160/psychdata.kngr90sk04Jahr der Publikation
2004Förderung
Zitiervorschlag
Studienbeschreibung
Forschungsfragen/Hypothesen:
Forschungsdesign:
Normiertes Testverfahren; einmalige Erhebung
Messinstrumente/Apparate:
Die Konstruktion des Verfahrens orientiert sich an Konzepten der klassischen Testtheorie. Ausgangspunkt der Konstruktion war die englische Originalversion der H-Skala, die zunächst ins Deutsche übersetzt wurde. Nach Prüfung der Itemverständlichkeit und Itemsinnhaftigkeit wurden die Daten einer ersten Stichprobe Itemanalysen unterzogen. Über die Itemkennwerte der ursprünglichen (Standard)Version in einer Stichprobe von n = 134 Krankenhauspatienten, 45 männlichen Strafgefangenen und 42 gesunden, nicht inhaftierten Personen wird bei Krampen (1979) berichtet (Aufgabenschwierigkeit: .15 < pi < .80; Trennschärfe: .27 < rit < .75). Die Weiterentwicklung (Krampen, 1994) fand in Verschränkung von theoretischen Überlegungen und empirischen Ergebnissen statt. Itemformulierungen und Antwortformat wurden revidiert, um der Schiefe der Skalenwerte in Richtung geringer Hoffnungslosigkeit zu begegnen. Letztendlich wurde jedoch nur der Wortlaut eines Items geändert. In Tabelle 1 findet sich eine Übersicht über die Itemkennwerte. Je nach Stichprobe korrelieren die Halbformen der Standardversion im Bereich .87 < = r < = .94, die der revidierten Form im Bereich .90 < = r < = .94 zueinander.
Tabelle 1. Itemkennwerte der verschiedenen Testversionen (Krampen, 1994, S. 30 ff.)
————————————————–
Testform——min.-pi-max.——–min.-rit-max.
————————————————–
H-S-Skala—–.16—–.82———.21—–.52
H-SA-Skala—-.16—–.82———.22—–.43
H-SB-Skala—-.19—–.82———.18—–.48
H-R-Skala—–.16—–.82———.26—–.65
H-RA-Skala—-.16—–.82———.27—–.59
H-RB-Skala—-.19—–.82———.22—–.61
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Anmerkungen. N = 2051.
Datenerhebungsmethode:
Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
- Einzelvorgabe
- Papier und Bleistift
Population:
Deutsche Erwachsene
Erhebungszeitraum:
1990-10-26 bis 1990-12-13
Stichprobe:
Repräsentative Stichprobe deutscher Erwachsener ab 18 Jahren (1990), kombiniertes ADM-Stichprobennetz mit 420 Sample-Points, geschichtetem Zufallsauswahlverfahren, Random-Route und Auswahl der Zielpersonen im Haushalt durch einen Zufallszahlen-Auswahlschlüssel; im Gewichtsverfahren wurde eine Angleichung an die amtliche Bevölkerungsstatistik (Stand: 31.12.1987) und eine iterative Gewichtung (nach Bundesländern, Gemeindegröße, Geschlecht und Alter) durchgeführt.
Geschlechtsverteilung:
46,1% weibliche Probanden (n=975)
53,9% männliche Probanden (n=1106)
Altersverteilung: 18-90 Jahre
Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland
Probandenrekrutierung:
Die Daten stammen aus einer repräsentativen Umfrage, die im Herbst 1990 von der Gesellschaft für Marketing-, Kommunikations- und Sozialforschung mbH, Hamburg (GFM-GETAS) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V., Mannheim (ZUMA) durchgeführt wurde. Die Datenerhebung erfolgte schriftlich im Rahmen mündlicher Interviews. Dem Hauptfeld war die Durchführung eines Vortests vorangestellt. Siehe auch Stichprobenziehung.
Stichprobengröße:
2051 Individuen
Rücklauf/Ausfall:
MD5: 310b963384626d65e57b5eafaac5d9a9
Position | Name | Label | Gültige Werte | Fehlende Werte |
---|---|---|---|---|
1
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V1
|
ID Identifikationsnummer der/s Befragten
|
1-2066 "ganze Zahlen"
|
9999 "fehlender Wert"
|
2
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V363
|
F85.01.OPTIMISMUS (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
3
|
V364
|
F85.02.HINSCHMEISSEN (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
4
|
V365
|
F85.03.AUFWAERTSGEHEN (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
5
|
V366
|
F85.04.LEBEN (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
6
|
V367
|
F85.05.ZEIT (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
7
|
V368
|
F85.06.NUTZEN (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
8
|
V369
|
F85.07.ZUKUNFT (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
9
|
V370
|
F85.08.SCHOENES (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
|
10
|
V371
|
F85.09.CHANCEN (H-Skala)
|
1 "+++ (richtig)"
2 "++"
3 "+"
4 "-"
5 "--"
6 "--- (falsch)"
|
0 "fehlender Wert, H-Skalen komplett"
8 "fehlender Wert, Item"
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Eingesetzte Testverfahren |
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Krampen, G. (1994). Skalen zur Erfassung von Hoffnungslosigkeit (H-Skalen). Deutsche Bearbeitung und Weiterentwicklung der H-Skala von Aaron T. Beck. Göttingen: Hogrefe.
PSYNDEX
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Weiterführende Literatur |
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Beck, A. T. (1972). The core-problem in depression. In J. H. Masserman (Ed.), Depression (pp. 47-55). New York, NY: Grune & Stratton.
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Beck, A. T., Weissman, A., Lester, D. & Trexler, L. (1974). The measurement of pessimism: The Hopelessness Scale. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 42, 861-865.
|
Braun, O. L. (2000). Ein Modell aktiver Anpassung: Berufliche Zielklarheit, Organisationsorientierung, Mittelklarheit und Vorsatzbildung/Planung als vorauslaufende Bedingungen von Arbeitszufriedenheit, Wechseltendenz und Leistung. Landau: Verlag Empirische Paedagogik.
PSYNDEX
|
Klauer, T. & Filipp, S.-H. (1997). Life-change perceptions in cognitive adaptation to life-threatening illness. Revue Europeenne de Psychologie Appliquee, 47, 181-187.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (1979). Hoffnungslosigkeit bei stationären Patienten. Medizinische Psychologie, 5, 39-49.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (1982). Differentialpsychologie der Kontrollüberzeugungen. Göttingen: Hogrefe.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (1991). Fragebogen zu Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK). Göttingen: Hogrefe.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (1997a). Autogenes Training bei depressiven Störungsbildern: Kontraindiziert oder als Vor- und Begleitbehandlung indiziert? Autogenes Training & Progressive Relaxation, 14, 6-10.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (1997b). Autogenes Training vor und begleitend zur methodenuebergreifenden Einzelpsychotherapie bei depressiven Störungen. Zeitschrift fuer Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 45, 214-232.
PSYNDEX
|
Krampen, G. (2000). Handlungstheoretische Persönlichkeitspsychologie. Konzeptuelle und empirische Beiträge zur Konstrukterhellung (2., ergänzte Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
PSYNDEX
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