Rothermund & Wentura (2004). Affektive Kongruenzeffekte in der Stroop-Aufgabe: Primärdaten und Steuerprogramme.

Bibliografische Informationen

Ersteller: Rothermund, Klaus; Wentura, Dirk

Mitwirkende: Rothermund, Klaus; Wentura, Dirk

Förderung:

Titel: Affektive Kongruenzeffekte in der Stroop-Aufgabe: Primärdaten und Steuerprogramme.

Jahr der Publikation: 2004

Zitation: Rothermund, K., & Wentura, D. (2004). Affektive Kongruenzeffekte in der Stroop-Aufgabe: Primärdaten und Steuerprogramme. (Version 1.0.0) [Daten und Dokumentation]. Trier: Forschungsdatenzentrum des Leibniz Institut für Psychologie ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.rdks97af99

Zusammenfassung

In zwei Experimenten wurden assoziative und affektive Primingeffekte mit einer modifizierten Stroop-Aufgabe untersucht.
(Im ersten Experiment wurden explorativ auch Kategorie-Exemplar-Primingeffekte analysiert, die eine Zwischenstellung zwischen stimulusspezifischen Assoziationen und Kategorierelationen einnehmen).
Die Analyse affektiver Primingeffekte mit der Farbbenennaufgabe ist besonders geeignet, die Hypothese einer automatischen Aktivationsausbreitung zu valenzkongruenten Inhalten zu überprüfen, da sie
(a) Alternativerklärungen in termini von Reaktionsbahnung oder -interferenz ausschließt und
(b) sowohl für spezifische (erhöhte Zugänglichkeit bestimmter Reize) als auch unspezifische (Interferenz durch globale emotionale Verhaltenstendenzen) affektive Aktivierungseffekte sensibel ist.
Im ersten Experiment (SOA=300ms) wurden die Primes ohne weitere Verarbeitungsinstruktion dargeboten. Im zweiten Experiment (SOA=500ms) mussten die Primes jeweils im Anschluss an die Farbbenennung reproduziert werden.
In beiden Experimenten konnten signifikante Primingeffekte für das assoziative Material nachgewiesen werden. Die Sensitivität der benutzten Prozedur für den Nachweis von Primingeffekten ist somit gewährleistet. Für das valente Material zeigten sich in beiden Experimenten keine affektiven Kongruenzeffekte. Die Hypothese einer automatischen affektiven Aktivationsausbreitung, wie sie im Anschluss an den Nachweis affektiver Kongruenzeffekte in früheren Untersuchungen, die andere Aufgabentypen benutzten, aufgestellt wurde, muss auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse in Frage gestellt werden.
Der vorliegende Datensatz umfasst neben den Primärdaten zu beiden Experimenten über Versuchspersonen und über Items aggregierte Daten sowie Experimentalsteuerprogramme und Auswertungsprogramme.

Kodebuch

Kodebuch_rdks97af99_rothermund_0015_kb1
PositionNameLabelValid_valuesMissing_values
1VPIDKennzeichnung der VersuchspersonZeichenkette "nach dem Schema VP.01M"9 "Fehlender Wert"
2MAT_GRMaterialgruppeA "valentes Material"
E "Kategorie/Exemplar-Material"
S "assoziiertes Material"
9 "Fehlender Wert"
3LQ_GRAnsteuerung der Materiallisten, erste Stelle der Listennummierung1-3 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
4B_GRAnsteuerung der Materiallisten, zweite Stelle der Listennummierung1-2 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
5C_GRAnsteuerung der Materiallisten, dritte Stelle der Listennummierung2-4 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
6M_WGeschlecht der Versuchsperson1 "weiblich"
2 "männlich"
9 "Fehlender Wert"
7ALTERAlter der Versuchsperson19-31 "Jahre"9 "Fehlender Wert"
8HANDHändigkeit der VersuchspersonK "keine Dominanz"
L "Linkshänder"
R "Rechtshänder"
9 "Fehlender Wert"
9HAND2Schreibhand der VersuchspersonL "linke Hand"
R "rechte Hand"
9 "Fehlender Wert"
10SEMESTERAnzahl der Studiensemester der Versuchsperson1-20 "Semester"99 "Fehlender Wert"
11FACHStudienfach der VersuchspersonA "anderes Fach"
P "Psychologie"
9 "Fehlender Wert"
12ACTVP1Erste Stelle der Ziffer in der Versuchspersonenkennung0-5 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
13ACTVP2Zweite Stelle der Ziffer in der Versuchspersonenkennung0-9 "ganze Zahl"99 "Fehlender Wert"
14TARGTarget-BegriffZeichenkette "Adjektive und Substantive für die verschiedenen Materialtypen"9 "Fehlender Wert"
15PRIMPriming-BegriffZeichenkette "Substantive und Folgen gleicher Buchstaben"9 "Fehlender Wert"
16VBEDVersuchsbedingungen (je nach Materialtyp bedeuten die Werte Unterschiedliches)1111 "Targettyp: positive Tönung bei valentem Material, unbekannt bei assoziativem Material - Primetyp: kongruent bei valentem Materia, assoziiert bei assoziativem Material - erster Block - Farbe des Targets: blau"
1112 "Targettyp: positive Tönung bei valentem Material, unbekannt bei assoziativem Material - Primetyp: kongruent bei valentem Materia, assoziiert bei assoziativem Material - erster Block - Farbe des Targets: grün"
1113 "Targettyp: positive Tönung bei valentem Material, unbekannt
9 "Fehlender Wert"
17SEQVersuchsdurchgang1-96 "Durchgang"99 "Fehlender Wert"
18ERRBenennfehler0 "kein Fehler"
1 "Fehler"
9 "Fehlender Wert"
19RT_STOPregistrierte Reaktionszeit der Benennaufgabe250-3178 "msec"9999 "fehlender Wert, Reaktionszeit > 5000 msec"
20RT1korrigierte Reaktionszeit der Benennaufgabe50-3178 "msec"9999 "fehlender Wert, Reaktionszeit > 5000 msec"
21RT2korrigierte Reaktionszeit der Benennaufgabe2-4980 "msec"9999 "fehlender Wert, Reaktionszeit > 5000 msec"
Kodebuch_rdks97af99_rothermund_0015_kb2
PositionNameLabelValid_valuesMissing_values
1VPIDVersuchspersonenkennung (Ziffer und Buchstabe nach dem Punkt) und Kennung des Blocks (Ziffer vor dem Punkt)Zeichenkette "nach dem Schema VP1.01M bzw. VP2.01M"9 "Fehlender Wert"
2SEQ_GRSequenz der Versuchsbedingungen1 "erst valentes, dann assoziiertes Material"
2 "erst assoziiertes, dann valentes Material"
9 "Fehlender Wert"
3MAT_GRMaterialgruppeA "valentes Material"
S "assoziiertes Material"
9 "Fehlender Wert"
4LQ_GRAnsteuerung der Materiallisten, erste Stelle der Listennummierung1-3 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
5B_GRAnsteuerung der Materiallisten, zweite Stelle der Listennummierung1-2 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
6C_GRAnsteuerung der Materiallisten, dritte Stelle der Listennummierung1 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
7M_WGeschlecht der Versuchsperson1 "weiblich"
2 "männlich"
9 "Fehlender Wert"
8ALTERAlter der Versuchsperson19-44 "Jahre"9 "Fehlender Wert"
9ACTVPZiffer in der Versuchspersonenkennung1-27 "ganze Zahl"99 "Fehlender Wert"
10PROGSteuerung der Vergabe von Werten bei den Variablen ERR und ERR2a "2 bedeutet kein Fehler, 3 bedeutet Fehler"
f "1 bedeutet kein Fehler, 2 bedeutet Fehler"
9 "Fehlender Wert"
11TARGTarget-BegriffZeichenkette "Adjektive und Substantive für die verschiedenen Materialtypen"9 "Fehlender Wert"
12PRIMPriming-BegriffZeichenkette "Substantive und Folgen gleicher Buchstaben"9 "Fehlender Wert"
13SEQBEDZiffernfolge zur Kennzeichnung verschiedener Experimentalbedingungen: Target-Typ, Prime-Typ, Block, Farbe, z.T. abhängig von der Variable PROG1111-4325 "ganze Zahlen"9 "Fehlender Wert"
14CODEZiffernfolge zur Kennzeichnung der generierten Prime-Target-Paare1111154-3244908 "ganze Zahl"9 "Fehlender Wert"
15SEQVersuchsdurchgang1-96 "Durchgang"99 "Fehlender Wert"
16ERRBenennfehler (der Farbe des Targets)1 "kein Fehler, wenn PROG=f - nicht besetzt, wenn PROG=a"
2 "kein Fehler, wenn PROG=a - Fehler, wenn PROG=f"
3 "Fehler, wenn PROG=a - nicht besetzt, wenn PROG=f"
4 "Fehler"
9 "Fehlender Wert"
17RT_STOPregistrierte Reaktionszeit der Benennaufgabe250-4605 "msec"9 "Fehlender Wert"
18RT1korrigierte Reaktionszeit der Benennaufgabe50-4605 "msec"9 "Fehlender Wert"
19RT2korrigierte Reaktionszeit der Benennaufgabe8-4605 "msec"9999 "Fehlender Wert"
20ERR2Benennfehler (des Prime-Wortes)1 "kein Fehler, wenn PROG=f - nicht besetzt, wenn PROG=a"
2 "kein Fehler, wenn PROG=a - Fehler, wenn PROG=f"
3 "Fehler, wenn PROG=a - nicht besetzt, wenn PROG=f"
4 "Fehler"
9 "Fehlender Wert"
21RT3Reaktionszeit (für Benennung des Prime-Wortes)250-4717 "msec"9999 "fehlender Wert, Reaktionszeit > 5000 msec"

Studienbeschreibung

Forschungsfragen/Hypothesen:

Nullhypothesen:
1. Für affektive Kongruenz und Assoziationen finden sich gleich starke Primingeffekte in der Stroopaufgabe (keine IA Priming x Materialtyp).
2. Assoziierte Primes erhöhen die Farbbenenzeit in der Stroopaufgabe nicht (kein EHE Priming innerhalb des nicht-valenten Materials).
3. Affektiv kongruente Primes erhöhen die Farbbenennzeit in der Stroopaufgabe nicht (kein EHE Priming innerhalb des valenten Materials).

Alternativhypothesen:
1. Nach assoziierten Primes finden sich stärkere Primingeffekte in der Stroopaufgabe als nach nicht assoziierten aber affektiv kongruenten Primes (IA Priming x Materialtyp).
2. Assoziierte Primes erhöhen die Farbbenenzeit in der Stroopaufgabe (EHE Priming innerhalb des nicht-valenten Materials).
3. Affektiv kongruente Primes erhöhen die Farbbenennzeit in der Stroopaufgabe (EHE Priming innerhalb des valenten Materials).

Forschungsdesign: Experimentelles Design, Gemischtes Design, Laborexperiment; einmalige Erhebung

Messinstrumente/Apparate:

Experiment 1: Variiert wurde neben dem Faktor Materialtypus (assoziiert, valent) der Faktor Priming (assoziiert/kongruent, nicht-assoziiert/inkongruent, neutral) und der Faktor Block (erster vs. zweiter Block). Die Faktoren Priming und Block waren messwiederholt, die sechs Bedingungen dieser beiden Faktoren wurden – innerhalb jeder Bedingung des Faktors Materialtypus – mit sechs Materialsets und sechs Stichproben zu einem balancierten Design verknüpft. Die Präsentationsfarbe der Stimuli in der Stroop-Aufgabe wurde durch einen weiteren Kontrollfaktor über die Stichprobe hinweg ausbalanciert. Die Untersuchung wurde in Einzelsitzungen durchgeführt.
Zu Beginn wurden 20 Beispieldurchgänge mit der Stroop-Aufgabe bearbeitet, weitere acht Durchgänge mit Priming. Danach wurden insgesamt 96 Experimentaldurchgänge dargeboten. Die Bearbeitung wurde in zwei Blöcken vorgenommen, die von einer Pause unterbrochen wurden, deren Länge die Vp selbst bestimmen konnte. Der erste Block wurde durch zwölf, der zweite Block durch ein Füllerdurchgang eingeleitet. Das Primewort wurde in jedem Durchgang in weißer Farbe vor schwarzem Hintergrund auf einem Computer-Monitor für 200 msec dargeboten. Nach folgenden 100 msec wurde das Target präsentiert (SOA= 300 msec). Das Target in den Farben rot, grün, gelb oder blau blieb bis zur Benennreaktion auf dem Blickschirm, höchstens jedoch 5000 msec. Die Erfassung der Benennreaktion erfolgte über ein Mikrophon. 3000 msec nach der Registrierung der Benennreaktion erschein der nächste Prime. Das gesamte Experiment dauerte etwa zehn Minuten.

Experiment 2: Das Design enthielt die meßwiederholten Faktoren Materialtypus, Priming und Block. Die Reihenfolge, mit der die beiden Materialtypen bearbeitet wurden, wurde über die Stichprobe hinweg ausbalanciert (Faktor Reihenfolge). Die zwölf Bedingungskombinationen wurden jeweils mit zwei männlichen und zwei weiblichen Vpn besetzt. Die Untersuchung wurde in Einzelsitzungen durchgeführt. Nach Beispieldurchgängen wurden die beiden Materialmengen in zwei durch eine Pause getrennten Blöcken dargeboten. Das entspricht insgesamt 192 Durchgängen. Es wurde eine SOA von 500 msec realisiert. 500 msec nach Benennung der Farbe des Targetstimulus erschien auf dem Bildschirm die Aufforderung „Benenne jetzt das erste Wort…“ in weißer Schrift. 1000 msec nach der Registrierung dieses Wortes erschien der nächste Prime. Das gesamte Experiment dauerte etwa 15 Minuten.

Folgende Experimentalkontrollen wurden durchgeführt:

Randomisierung: randomisierte Zuordnung von Versuchspersonen zu den Stufen des between-subjects Faktors Materialtyp (Exp. 1) bzw. Reihenfolge (Exp. 2).

Balancierung: Zuordnung der Experimentalstimuli zu den verschiedenen Bedingungen des Primingfaktors wurde über ein lateinisches Quadrat ausbalanciert. Die Präsentationsfarbe der Stimuli in der Stroop-Aufgabe wurde durch einen weiteren Kontrollfaktor über die Stichprobe hinweg ausbalanciert. Im zweiten Experiment wurden Reihenfolgeeffekte bei der Bearbeitung der beiden Aufgabenteile für assoziatives und valentes Material durch einen weiteren Kontrollfaktor ausbalanciert. Mögliche Geschlechtseffekte wurden durch ausgewogene Besetzung aller Stufen der between-subjects Faktoren mit Frauen und Männern kontrolliert (Parallelisierung).

Ausführliche Angaben zum Experimentalaufbau finden sich bei Rothermund & Wentura (1998).

Datenerhebungsmethode:

Erhebung in Anwesenheit eines Versuchsleiters
– Einzelvorgabe
– computergestützt
– spezielle Apparaturen oder Messinstrumente, und zwar:
Registrierung der Benennreaktion durch ein, mit einer Soundblaster-kompatiblen Soundkarte des Versuchsrechners verbundenes, Mikrophon

Population:

Erhebungszeitraum:

Experiment 1: Dezember 1996 – Juni 1997

Experiment 2: Januar 1997

Stichprobe: Anfallende Stichprobe

Geschlechtsverteilung:

52,9% weibliche Probanden (n=54)
47,1% männliche Probanden (n=48)


Altersverteilung: 19-44 Jahre

Räumlicher Erfassungsbereich (Land/Region/Stadt): Deutschland/Theinland-Pfalz/Trier

Probandenrekrutierung: Teilnehmer der Untersuchung waren Studierende der Universität Trier, vorwiegend der Fachrichtung Psychologie.

Stichprobengröße: 102 Individuen (Exp. 1: 54, Exp. 2: 48)

Rücklauf/Ausfall:

Literatur

Unmittelbar auf den Datensatz bezogene Veröffentlichungen
Unmittelbar auf den Datensatz bezogene Veröffentlichungen
Rothermund, K. & Wentura, D. (1998). Ein fairer Test für die Aktivationsausbreitungshypothese: Untersuchung affektiver Kongruenzeffekte in der Stroop-Aufgabe. Zeitschrift für Experimentelle Psychologie, 45, 120-135.Datensatz 0121597
Weiterführende Literatur
Weiterführende Literatur
Fazio, R. H., Sanbonmatsu, D. M., Powell, M.C. & Kardes, F.R. (1986). On the automatic activation of attitudes. Journal of Personality and Social Psychology, 50, 229-238.
Klauer, K. C. (1998). Affective priming. In W. Stroebe & M. Hewstone (Eds.), European review of social psychology. Vol. 8 (pp. 67-103). Chichester: Wiley.Datensatz 0126350
Neely, J. H. (1991). Semantic priming effects in visual word recognition: A selective review of current findings and theories. In D. Besner & G. W. Humphreys (Eds.), Basic processes in reading: Visual word recognition (pp. 264-336). Hillsdale, NJ: Erlbaum.
Pratto, F. (1994). Consciousness and automatic evaluation. In P. M. Niedenthal & S. Kitayama (Eds.), The heart's eye (pp. 115-143). San Diego, CA: Academic Press.
Warren, R. E. (1972). Stimulus encoding and memory. Journal of Experimental Psychology, 94, 90-100.
Warren, R. E. (1974). Association, directionality, and stimulus encoding. Journal of Experimental Psychology, 102, 151-158.
Wentura, D. (1997). Zur mentalen Repräsentation affektiv-evaluativer Komponenten: die Netzwerkmetapher und das Paradigma des "affektiven Primings". In H. Mandl (Hrsg.), Bericht über den 40. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in München 1996 (S. 964-971). Göttingen: Hogrefe.Datensatz 0114677
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